So etwas hört man nicht alle Tage: Ein Mann verschanzte sich 55 Jahre lang in seinem kleinen Haus. Seine Begründung: Er wolle auf keinen Fall Frauen begegnen, habe richtiggehend Angst vor den Vertreterinnen des anderen Geschlechts. Der inzwischen 71 Jahre alte Mann aus Ruanda habe schon mit 16 Jahren eine Furcht vor Frauen entwickelt, berichtete er dem Sender "Afrimax". Seitdem zog er sich zurück, verließ über Jahrzehnte so gut wie nie sein kleines Haus.
"Mein Name ist Callixte Nzamwita und der Grund, weshalb ich mich hier im Haus eingeschlossen und einen Zaun um mein Haus errichtet habe, ist, dass ich sicherstellen möchte, dass Frauen nicht in meine Nähe kommen", sagt der Mann in die Kamera. Er schlafe, koche und betreibe seine komplette Körperhygiene in der kleinen Behausung. Arbeiten gehen kann er wegen seiner Phobie nicht.
Mann versteckte sich aus Angst vor Frauen
Und so verdankt er die Tatsache, dass er seit 55 Jahren derart isoliert überleben kann, ausgerechnet – Frauen. Denn es sind die Frauen in seiner Nachbarschaft, die trotz allem für den scheuen 71-Jährigen sorgen und ihm täglich Nahrungsmittel über den Zaun werfen. Mit seinen Unterstützerinnen sprechen, sich bedanken oder sie gar hereinbitten kann Nzamwita aber nicht. "Wenn wir versuchen, ihm zu helfen, will er nicht, dass wir näher kommen oder mit ihm reden", gibt eine Nachbarin zu Protokoll.
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Annette: Von den Vergewaltigungen und den Machetenhieben habe ich lange Zeit große Schmerzen gehabt. Dass ich aber meine Geschichte mit anderen Menschen und vor allem mit meinem Sohn Peter geteilt habe – das hat mir eine Last genommen, das hat mich befreit. Damals, nach dem Völkermord, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich noch lange durchhalten würde. Ich lebte von einem Tag zum nächsten, die Zeit schleppte sich so dahin. Und jetzt ist das Ganze schon 25 Jahre her. Mir geht es besser: Mein Sohn wird bald seinen Abschluss an der Universität machen, selbstständig sein und seine eigene Familie gründen.
Peter: Acht Jahre ist es jetzt her, dass mir meine Mutter von der Vergewaltigung erzählt hat. Sie ist mit mir ins Schlafzimmer gegangen und hat mir alles berichtet, eben auch, dass ich das Ergebnis der Tat bin. Das war für mich sehr schwer zu akzeptieren. Aber meine Mutter liebt mich, genauso mein Stiefvater – das hat mir sehr geholfen. Die Beziehung zu meiner Mutter ist sehr gut. Sie ist mein bester Freund. Was mich selbst angeht, da bin sehr optimistisch: Ich studiere, will später eine Firma gründen und so Jobs für viele Leute schaffen.
Der Ruander begründet seine Angst vor Frauen damit, dass er so arm sei. Ob er damit meint, dass ihm sein sozialer Status vor den Damen unangenehm ist, oder dass er fürchtet, sich zu verlieben und durch eine Heirat noch ärmer zu werden, erläutert er nicht genauer. Psychologisch betrachtet ist seine Erklärung ohnehin eher eine Ausrede – so extreme Fälle von Gynophobie, Angst vor Frauen, seien meist eher in einer psychischen Erkrankung wie einer Sozialphobie begründet, oder entstünden durch traumatische Erfahrungen in der Kindheit, so Experten.
Quellen: "Afrimax", "Berliner Kurier"