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Ölkatastrophe im Golf von Mexiko Gigantische Stahlglocke soll Bohrloch abdichten

Sie ist zwölf Meter hoch und 113 Tonnen schwer: Der BP-Konzern hat eine riesige Stahlbetonglocke gefertigt, mit der das Haupt-Ölleck in 1500 Meter Tiefe abgedichtet werden soll. Die Aktion gilt als "sehr komplex" und ist die letzte Hoffnung, eine noch schlimmere Ölpest im Golf von Mexiko zu verhindern.

Am Golf von Mexiko konzentrieren sich die Hoffnungen im Kampf gegen die Ölpest jetzt auf eine beispiellose Aktion: Der BP-Konzern will bereits von diesem Montag an mithilfe einer riesigen, eigens gefertigten Stahlkuppel damit beginnen, das unablässig sprudelnde Öl am Meeresboden aufzufangen. Ein Schiff mit der 113 Tonnen schweren und zwölf Meter hohen Vorrichtung brach am Mittwoch von Louisiana aus zu dem Bohrloch auf.

Nach der etwa zwölfstündigen Reise soll die Kuppel am Meeresgrund in 1500 Meter Tiefe über das Haupt-Ölleck gestülpt und anschließend während des Wochenendes mit einem Bohrschiff verbunden werden, erläuterte BP-Manager Doug Suttles. Man hoffe dann, von Montag an das Öl auf diese Weise an die Oberfläche zu holen. Die Stahlkuppel könnte - wenn alles klappt - laut Experten den Ölfluss zu 80 Prozent stoppen - so lange, bis das Leck endgültig abgedichtet ist.

Eine solche Aktion in dieser Tiefe gab es aber bislang noch nie. Die Aufgabe sei "sehr komplex", räumte Suttles ein. "Wir werden die ganze Zeit auf Herausforderungen treffen." Es sei, als lasse man ein Gebäude aus Metall auf den Meeresgrund hinab.

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Gutes Wetter hilft den Einsatzkräften

Die Einsatzkräfte begannen indes wieder damit, auf See schweres Öl in der Nähe der Bohrstelle abzufackeln. Zudem wurde der schmierige Teppich weiter mithilfe von Schiffen von der Meeresoberfläche abgeschöpft. Beides war über mehrere Tage wegen hoher Wellen und starker Winde nicht möglich gewesen. Laut Suttles konnte unterdessen zunächst nicht bestätigt werden, dass das Öl irgendwo entlang der amerikanischen Golfküste angelandet sei.

Gute Nachrichten gibt es indes von der Wetterfront. Zwar werde erwartet, dass der Wind in den nächsten Tagen wieder auf südliche Richtungen drehe, was das Öl Richtung Land treibe, sagte Charlie Henry von der US-Wetterbehörde NOAA. Allerdings sei er eher schwach. Entsprechend werde sich der Ölteppich nicht schnell bewegen. "In dieser Woche wird sich nichts rapide verändern", sagte er.

Dem BP-Konzern gelang es, mithilfe eines Unterwasserroboters das kleinste der drei Lecks am Meeresboden zu schließen, aus denen seit nunmehr fast zwei Wochen täglich mindestens 700 Tonnen Rohöl ins Wasser fließen. Suttles machte abermals deutlich, dass sich dadurch am Ölaustritt praktisch nichts ändere. Der Fortschritt sei allerdings, dass man nun nur noch mit zwei Lecks zu tun habe.

Politischer Druck auf BP wächst

Inzwischen werden in Washington die Rufe lauter, BP nicht nur für die Reinigungsarbeiten, sondern auch für die zu erwartenden Schäden für die Umwelt und die Wirtschaft in vollem Umfang zur Kasse zu bitten. Zwei demokratische Senatoren im Kongress wollen erreichen, dass eine bestehende gesetzliche Obergrenze für derartige Schadensersatzleistungen von 75 Millionen Dollar auf zehn Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro) erhöht wird.

Nach Medienberichten findet ihr Vorstoß immer mehr Unterstützung. Der Kommunikationsdirektor im Weißen Haus, Dan Pfeiffer, sagte in einem Blog, dass auch Präsident Barack Obama eine deutliche Anhebung unterstütze. BP-Chef Tony Hayward hatte versichert, dass der Konzern seiner Verantwortung gerecht und alle "legitimen" Ansprüche befriedigen werde.

DPA DPA

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