Der tödliche Sturz eines Kleinkindes aus dem Kreuzfahrtschiff "Freedom of the Seas" in Puerto Rico hat sich möglicherweise anders zugetragen als bisher dargestellt. Zunächst hatte es geheißen, der Großvater habe das Kind aus einem Fenster gehalten. Dann sei ihm das 18-monatige Mädchen aus den Händen gerutscht und etwa 45 Meter tief auf die Kaimauer gefallen. Die Ärzte konnten das Kind nicht mehr retten.
Der Anwalt der Familie hat nun eine Version des Unfalls geschildert, die den Großvater entlastet und die Schuld am tödlichen Unglück der Schiffscrew gibt. Wie CBS berichtet, bestreitet der Anwalt der Familie, Michael Winkleman, den von offiziellen Stellen geschilderten Unfallhergang. Ihm zufolge sei ein Fenster im Spielbereich des Schiffes offen gewesen und der Großvater habe das erst bemerkt, als es zu spät gewesen sei. Laut der Familie habe die Kleine es geliebt, bei den Eishockey-Spielen ihres Bruders an die Glasscheibe zu schlagen. Deswegen habe der Großvater das Kind hochgehoben und sie auf ein Geländer vor der vermeintlich geschlossenen Fensterfront gesetzt. "Er setzt sie da oben hin und denkt, dass sie gegen das Glas klopfen wird, und es wird großartig sein, und sie klopft gegen das Glas und das nächste, was er weiß, ist, dass sie weg ist", sagte der Anwalt laut CBS.

Die Reederei schweigt zum Unfall
Nun erwarte er Antworten von "Royal Caribbean", der Reederei des Kreuzfahrtschiffes. "Warum verbaut man im Spielbereich eines Kreuzfahrtschiffes überhaupt Fenster, die Passagiere öffnen können?", fragt Winkleman. Von der Reederei heißt es bislang laut CBS nur, man unterstütze die Ermittlungen der lokalen Behörden und habe vorerst nichts mitzuteilen. Sollte die Version der Familie stimmen, dürfte das für "Royal Caribbean" sehr teuer werden. Auf seiner Homepage listet Winkleman Fälle auf, in denen er Schmerzensgeld erstreiten konnte. So habe etwa ein Seemann aus Honduras 3.342.440 US-Dollar erhalten, weil ihm nach einer Fußverletzung auf einem Frachter adäquate medizinische Versorgung verweigert worden sei.
Laut dem Kreuzfahrt-Experten von CBS werde man schnell den Unfallhergang kennen, weil auf modernen Kreuzfahrtschiffen mindestens 900 Kameras installiert seien, die rund um die Uhr das Geschehen an Bord aufzeichneten. Auch der Anwalt der Familie hofft auf die Aufnahmen der Überwachungskameras. Sie werden zeigen, durch wessen Fehler das Kleinkind sterben musste.
Quellen: CBS News, CNN, Homepage von Anwalt Michael Winkleman.