Rettung aus Riesending-Höhle Forscher Johann Westhauser in Klinik gebracht

Die Rettungsaktion um den verletzten Höhlenforscher Johann Westhauser ist beendet. Mittlerweile ist der 52-Jährige in der Klinik eingetroffen. Es geht ihm "den Umständen entsprechend gut", heißt es.

Der schwer verletzte Höhlenforscher Johann Westhauser ist gerettet. Die Strapazen seiner langen Bergung aus den Tiefen der Berchtesgadener Alpen überstand er relativ gut. Der 52-Jährige sei "wohlbehalten in der Klinik eingetroffen", sagte Norbert Heiland, der Vorsitzende der Bergwacht Bayern. "Damit haben wir das wesentliche Ziel unserer Rettungsaktion erreicht."

Die Helfer kamen mit seiner Trage um 11.44 Uhr am Ausgang der Höhle in 1800 Metern Höhe an. Ärzte standen bereit, um den Verletzten zu versorgen. Eine mobile notfallmedizinische Station war eingerichtet.

Von einer "Mammutaufgabe" sprach Einsatzleiter Klemens Reindl. 202 Retter seien allein in der Höhle im Einsatz gewesen. "Die haben dort geschuftet, die haben dort Höchstleistungen gebracht. Die Besten der Höhlenrettung in Europa waren hier versammelt", betonte Reindl. Insgesamt seien 728 Rettungskräfte im Einsatz gewesen.

Internationales Rettungsteam im Einsatz

Sechs Tage lang hatten Helfer den Forscher in einer beispiellosen Rettungsaktion aus 1000 Metern Tiefe nach oben geholt. In der Nacht hatten sie eine längere Pause einlegen müssen und waren gegen 5.30 Uhr wieder gestartet. Die Kräfte vor Ort hätten entschieden, dass eine Pause notwendig gewesen sei. "Es war immer klar, dass Sicherheit vor Schnelligkeit geht", sagte ein Sprecher der Bergwacht.

Westhauser hatte am Pfingstsonntag bei einem Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Seit dem vergangenen Freitag wurde der Forscher, der die Höhle seit Jahren erkundete, von einem internationalen Rettungsteam aus der Höhle transportiert. Die Helfer lagen trotz der Verzögerung auf dem letzten Stück im Zeitplan. Während ein internationales Team den Verletzten in der Trage schob, zog und weiterhievte, sicherten ständig Dutzende Helfer den Weg zum Ausgang mit zusätzlichen Haken und neuen Seilen. Sie räumten loses Geröll weg und hielten Gischt aus Wasserfällen mit Planen ab.

Arbeitgeber des Forschers erleichtert

Nach dem langen Bangen ist der Arbeitgeber des Höhlenforschers froh über die Rettung. "Wir sind sehr erleichtert und glücklich", sagte der Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Holger Hanselka. Der Dank des Forschungszentrums gelte der Bergwacht Bayern und den vielen Helfern vor Ort. Westhauser arbeitet als Techniker am Institut für Angewandte Physik des KIT.

Physik-Professor Martin Wegener erklärte: "Die guten Nachrichten haben uns alle am Institut sehr erleichtert. Wir wünschen Johann Westhauser von hier aus eine vollständige Genesung und hoffen, ihn möglichst bald wieder als wichtigen Teil der Gruppe bei uns zu haben."

Streit um Wikipedia-Eintrag

Die aufwendige Rettungsaktion beschäftigt auch die Gemeinschaft der Wikipedia-Autoren. Zu dem Unglück selbst gibt es bereits seit Tagen einen Eintrag in dem Lexikon, der häufig aktualisiert wurde. Zu der Frage, ob auch Westhauser einen Wikipedia-Eintrag verdient hat, tobt online nun eine Debatte.

Ein kurzes Porträt von Westhauser in Wikipedia wurde zur Löschung vorgeschlagen, weil die Rolle des 52 Jahre alten Höhlenforschers als Unfall-Opfer keinen eigenen Artikel rechtfertige. Andere Anwender widersprachen dieser Argumentation und verwiesen unter anderem auf die ZDF-Dokumentation "Deutschland von unten", in der Westhauser lange vor dem Unfall die Riesending-Schachthöhle präsentiert hatte.

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kis/DPA

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