Ehemaliger Obdachloser Dieser Mann lebte sieben Jahre auf der Straße – dann kam sein "schönster Moment"

Ehemaliger Obdachloser: Dieser Mann lebte sieben Jahre auf der Straße – dann kam sein "schönster Moment"
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Das ist Harald. Er war sieben Jahre lang obdachlos. Im Interview mit dem stern erzählt er seine Geschichte.


„Ich bin obdachlos geworden, wegen der Scheidung. Meine Frau hat sich von mir getrennt. Die ist fremdgegangen mit meinem besten Freund, und dann ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Und mit der Situation muss man klarkommen. Ich kam nicht mehr  klar, ich habe nur noch Drogen und Alkohol zu mir genommen, um das Leben leichter zu ertragen. Und dann bin ich obdachlos geworden. 
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Obdachlos wird Harald in Nürnberg – doch dort bleibt er nicht. „Ich bin sogar von Nürnberg nach Hamburg, um besser untertauchen zu können, denn in Nürnberg bin ich aufgewachsen. Da war das mir unangenehm, auf der Straße zu schlafen.


Auch in Hamburg hat er es nicht leicht.  „Dass das Leben auf der Straße kein Zuckerschlecken ist, dass man um jeden Tag kämpfen muss und dass man froh ist, wenn man den Tag rum hat. Und auch genau so wieder froh ist, wenn die Nacht vorbei ist. Das sind die einzigen Gedanken, die du hast. Du planst kein Wochenende mehr, es geht nur um die nächsten Stunden. Denn auf der Straße bist du 24 Stunden draußen unter Beschuss, du kommst auch nicht zur Ruhe und das zehrt an den Menschen. Für mich war es ganz schlimm, immer alleine zu sein. Du bist einsam auf der Straße. Also das war für mich das Schlimmste. Und die Angst, die man immer im Nacken hat – vor irgendwelchen Übergriffen. 


In Hamburg leben laut Schätzungen aktuell rund 2000 Menschen auf der Straße. „Mein Wunsch war einfach nur eine Wohnung zu haben, egal wie groß. Einfach wieder einen Rückzugsort zu haben, wo man entspannen kann und die Tür zu machen kann.


Nach sieben Jahren fängt Harald beim Hamburger Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" an. Insgesamt 500 Obdachlose, Wohnungslose, Hartz-IV-Empfänger und Rentner verkaufen Magazine und Kalender im Hamburger Stadtgebiet. Der 53-Jährige holt die Ware morgens ab. Im Hamburger Stadtteil Sankt Georg ist er bekannt wie ein bunter Hund. Apropos: Immer an seiner Seite ist sein Hund „Cookie“.


Harald arbeitet auch als Stadtführer für „Hinz&Kunzt“ in Hamburg. Zusammen mit seinem Freund Chris liefert er bis zu drei Gruppen täglich einen Einblick in das Leben der Obdachlosen. – Ein Leben, das für ihn der Vergangenheit angehört.


„Der schönste Moment in dieser Zeit war, wie ich hier hingekommen bin zu „Hinz&Kunzt und da ein Brief für mich da war, dass ich mir die Wohnung angucken kann. Ich habe mir die Wohnung angeguckt und habe sie auch bekommen. Heute bin ich wunschlos glücklich. Ich habe einen Job, einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Ich darf beim besten Straßenmagazin Deutschlands arbeiten. Und ich habe Spaß bei der Arbeit.
Harald lebte sieben Jahre auf der Straße. In Hamburg leben laut Schätzungen rund 2000 Menschen ohne Wohnung. Wie er sich dabei fühlte und was es für ihn bedeutete beim Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" anzufangen, erzählt er im Interview.

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