Titanic-Tauchgang "Gesteuert mit einem X-Box-Videospiel-Controller": So sieht das vermisste Tauchboot aus

Infoblatt Tauchboot "Titan"
Infoblatt zum Tauchboot "Titan": In diesem Unterwasserfahrzeug sind die Touristen unterwegs  
© Oceangate / ABACA / stern Infografik / rös
Fünf Menschen wollten das Titanic-Wrack sehen, nun werden sie vermisst. Beim Tauchgang ihres "Titan"-Bootes brach die Kommunikation ab – und das nicht zum ersten Mal. Den Passagieren bleiben nur noch Stunden.

In vielleicht Tausenden Metern Tiefe läuft ein Wettlauf gegen die Zeit. Seit zwei Tagen wird ein touristisches Tauchboot der Firma Oceangate vermisst, das inklusive des Piloten fünf Personen zum Wrack der gesunkenen Titanic bringen sollte. Das Boot gilt unter Expertinnen und Experten als sicher und hat gleich sieben verschiedene Methoden, um zurück an die Oberfläche zu kommen. Dennoch ist es nicht das erste Mal, dass die "Titan" für einige Stunden verschwindet.

Die Eckdaten des vermissten Tauchbootes

Das "Titan" genannte Tauchfahrzeug kann bis zu 4000 Meter in die Tiefsee tauchen. Damit bringt Oceangate mehrmals im Jahr Forschende und vermögende Touristinnen und Touristen zum Beispiel zum Titanic-Wrack, das in etwa 3800 Metern Tiefe liegt. Nach Firmenangaben wird die "Titan" für wissenschaftliche Erkundungen und Datenerhebungen, aber auch für Medienproduktionen und Tiefseetests von Hardware und Software genutzt.

Das Boot ist 6,70 Meter lang, 2,80 Meter breit und etwa 2,50 Meter hoch. Es hat ein Eigengewicht von 9525 Kilogramm und kann Oceangate zufolge ein Gewicht von 685 Kilogramm transportieren. Insgesamt passen fünf Personen in das Kohlefaser-Boot. Auf der Titan gibt es eine primitive Toilette und die Mitreisenden dürfen Snacks mitbringen.

Bei dem aktuellen Tauchgang sind neben dem Piloten auch ein Wissenschaftler und drei Touristen an Bord – unter anderem der britische Milliardär Hamish Harding. Der Sauerstoff soll für insgesamt 96 Stunden reichen, davon sind am Dienstagmittag rund 48 Stunden verstrichen.

Das Tauchboot wird mit einem begleitenden Schiff hinausgefahren, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausläuft. Demzufolge handelt es sich um ein Tauchboot, nicht um ein U-Boot. Dessen Schwimmtanks werden der Firma zufolge mit Wasser geflutet, "um ein kontrolliertes Abtauchen bis zu einer Tiefe von 9,1 Metern zu ermöglichen und so Oberflächenturbulenzen zu vermeiden".

Ein Wissenschafts-Reporter des US-Fernsehsenders "CBS", David Pogue, erlebte im vergangenen Jahr selbst einen Tauchgang mit dem Gefährt. "Große Teile dieses Bootes sind improvisiert. Gesteuert wird es zum Beispiel mit einem X-Box-Videospiel-Controller", erklärt Pogue bei CBS. "Aber derjenige, der es gebaut hat und diese Fahrten anbietet, hat mir versichert, dass der Teil des Bootes, der überlebenswichtig ist, zusammen mit der Nasa und der Washingtoner Universität entwickelt wurde." Dieser sei solide.

Doch auch bei Pogues Tauchgang ging die "Titan" für 2,5 Stunden verloren. In der Tiefsee hat sie weder GPS noch Funk. Stattdessen lotst das Begleitboot die "Titan" per Textnachricht, beschreibt der Reporter in einem Video-Beitrag. Deshalb habe der Pilot das "Titanic"-Wrack beim ersten Tauchgang nicht finden können. Ein solcher dauert üblicherweise zwölf Stunden, wenn alles funktioniert. Erst beim zweiten Tauchgang kamen die Passagiere dem gesunkenen Luxusliner nahe – die Kommunikation konnte wiederhergestellt werden.

Nordatlantik: U-Boot mit fünf Touristen auf dem Weg zur "Titanic" vermisst
U-Boot mit fünf Touristen auf dem Weg zur "Titanic" vermisst

"Wir wissen, dass manchmal der Kontakt zum Boot verloren geht"

Pogue habe sich vor seinem Tauchgang Sorgen gemacht, der Sauerstoff könne der Crew ausgehen. Das sei bei drei verschiedenen Möglichkeiten zur Sauerstoff-Zufuhr unwahrscheinlich, soll der Oceangate-CEO Stockton Rush im Gespräch geantwortet haben.

Gefährlicher seien Einzelfälle, auf die das Unternehmen keinen Einfluss habe: "Zurück an die Oberfläche zu kommen, keine Luft mehr zu bekommen – das haben wir im Griff. Die Situationen, über die man sich Sorgen machen sollte, sind die wirklich seltenen. Zum Beispiel sich in einem verlassenen Fischernetz zu verfangen, das kilometerlang ist. Oder ein Leck." Beides sei unwahrscheinlich, aber möglich – und gefährlich. Und beides sind Szenarien, die auf das aktuell vermisste Tauchboot zutreffen könnten.

Quellen:  Oceangate, CBS, CBS 2, Informationen der Nachrichtenagenturen

PRODUKTE & TIPPS