Es war der 12. Dezember 2021, als die 23-jährige Lauren Smith-Fields tot in ihrer Wohnung gefunden wurde. Die junge Frau aus Bridgeport in Connecticut hatte sich am Abend zuvor mit einer Internet-Bekanntschaft getroffen, am Morgen atmete sie nicht mehr. Die Polizei kam schnell zu dem Schluss: Es habe sich um einen tragischen Unfall gehandelt, eine Überdosis Drogen und Alkohol.
Dass die Ermittler voreilig und ohne ernsthafte Ermittlungen zu ihrem Ergebnis kamen, davon ist die Familie der 23-Jährigen überzeugt. Sie wird seit jenen Tagen im vergangenen Dezember nicht müde, gegen die Ermittlungen zu protestieren und hat jetzt einen ersten Erfolg erreicht: Die zwei Ermittler, die in dem Fall die Verantwortung hatten, wurden vom Dienst suspendiert. Auch soll der Fall jetzt noch einmal gründlich untersucht werden.
Aufmerksamkeit bekommt der Tod der 23-Jährigen zusätzlich, da am selben Tag eine weitere Frau in einer offenbar teils ähnlichen Situation ums Leben kam. Die 53-jährige Brenda Lee Rawls starb unter noch ungeklärten Umständen, offenbar ebenfalls nach dem Treffen mit einer Internet-Bekanntschaft.
Proteste in Bridgeport gegen Ermittlungen der Polizei
Die Wut vor allem in der schwarzen Bevölkerung ist groß in Bridgeport. Die Stadt liegt nahe New York gegenüber von Long Island ist mit ihren gut 150.000 Einwohnern die größte im Bundesstaat Connecticut. Der Fall macht inzwischen aber weit über die Stadtgrenzen hinaus Schlagzeilen und ist Thema in den nationalen Medien.
Der Hauptvorwurf gegen die Polizei ist, dass sie beim Tod schwarzer oder indigener Frauen bei Weitem nicht so genau hinschaue wie sie es in vergleichbaren Fällen mit weißen Opfern tun würde. Zudem sorgt der Umgang der Ermittler mit den betroffenen Familien für Empörung: So wurden diese, wie es in mehreren Medienberichten heißt, nicht oder nur sehr verspätet über den Tod ihrer Angehörigen informiert.
Im Falle der 23-jährigen Lauren Smith-Fields sollen die Angehörigen es über den Vermieter und einen lapidaren Zettel am Apartment erfahren haben – einen Tag nach dem Auffinden der Leiche. Auf der Notiz an der Wohnung habe eine Nummer der Polizei gestanden, unter der die Anrufer informiert worden sein sollen, dass die 23-Jährige tot ist. Smith-Fields Familie beklagt zudem, von der Polizei abgewimmelt worden zu sein, als sie mehr herausfinden wollte.
Mögliche Beweisstücke einfach liegen gelassen
Über ähnliche Erfahrungen mit den Ermittlern berichten Angehörige der 53-jährigen Brenda Lee Rawls. Zudem sollen die möglichen Tatorte nur schlampig untersucht worden sein. Bei Smith-Fields soll ein verdächtiges blutiges Bettlaken erst zwei Wochen nach dem Auffinden der Toten als mögliches Beweisstück gesichert worden sein. Bei Brenda Lee Rawls habe die Polizei Kleidung und Schuhe unbeachtet zurück gelassen und nicht untersucht.
Die beiden Fälle schlugen inzwischen so hohe Wellen, dass sich Bridgeports Bürgermeister Joe Ganim in dieser Woche gezwungen sah, die verantwortlichen Polizisten in einem Video-Statement öffentlich zu rügen und zudem interne Ermittlungen gegen sie anzukündigen. Sie hätten sich nicht an die Vorgehensweisen der Polizei bei Todesermittlungen gehalten und seien zudem sehr unsensibel mit den Fällen umgegangen.
Die Familie von Smith-Fields hat gedroht, die Stadt und die Polizei der Metropole zu verklagen. Es gab in der Stadt Demonstrationen gegen die Polizei, in der die Eltern sagten, von der Polizei wie Dreck behandelt worden zu sein. Wenn eine weiße Frau unter mysteriösen Umständen nach dem Treffen mit einer Internet-Bekanntschaft tot in ihrer Wohnung liegen würde, lege man den Fall nicht so schnell zu den Akten, lautet ihr Argument. Immer wieder wird der Fall Gabby Petito als Vergleich herangezogen, die im vergangenen Jahr mutmaßlich von ihrem Verlobten getötet worden war. Dieser Fall schlug hohe Wellen, ihr Freund hat inzwischen die Tötung der Frau zugegeben. Petito war weiß.
Ob Smith-Fields Tod eine Überdosis oder ein Verbrechen war, muss die neue Untersuchung klären. Allerdings soll es – so ist zumindest in mehreren Medienberichten zu dem Fall zu lesen – Ungereimtheiten bei der Frage nach der Todesursache geben. So soll die Internetbekanntschaft, ein 37-jähriger Mann, am Morgen des 12. Dezember den Notruf gewählt haben, weil sie nach einer gemeinsamen Nacht morgens neben ihm gelegen und nicht mehr geatmet habe. Er habe sie drei Tage vor ihrem Tod kennengelernt, in der Nacht vor ihrem Auffinden hätten die zwei zusammen Alkohol getrunken. Als Hilfe am Morgen eintraf, soll die Frau nach Ansicht der Rettungskräfte schon mindestens eine Stunde tot gewesen sein.
Möglicher Verdächtiger "ein ganz netter Typ"
Er sei aber gar nicht erst als Verdächtiger behandelt worden, beklagt die Familie. Offenbar, so ist es auch in den Berichten zu lesen, weil er "ein ganz netter Typ zu sein scheint".
Im Falle von Brenda Lee Rawls war es ebenfalls die Familie, die auf eine genauere Untersuchung der Todesursache drängte. Ihre Schwester wurde in "Newsweek" mit de Worten zitiert: "Niemand hat uns informiert und wir mussten unsere eigenen Ermittlungen anstellen". Auch die Familie der 53-Jährigen fühlt sich von der Polizei regelrecht abgewimmelt. Die Ermittler hätten den Tod der Frau ohne jeden Respekt behandelt.
Quellen: ABC, "USA Today", "New York Post", "The Cut", "Newsweek"

Sehen sie im Video: 45 US-Polizisten sind 2020 erschossen wurden. Umgekehrt haben Cops mehr als 1000 Menschen erschossen. Deeskalation ist kaum ein Teil der Ausbildung – das soll sich nun ändern. RTL-Reporter Oliver Beckmeier hat ein Training in Seattle besucht.