Bei dem schwersten U-Bahnunglück in der Geschichte Spaniens sind in Valencia 41 Menschen getötet worden. Etwa 47 Menschen wurden schwer verletzt, einige von ihnen schwebten in Lebensgefahr, wie die Behörden mitteilten. Unter den Toten sind 30 Frauen. Bis zum frühen Morgen wurden bis auf eine Frau alle Todesopfer identifiziert. Von den Verletzten lagen zwölf noch im Krankenhaus, bei zweien von ihnen sei der Zustand kritisch, hieß es. Auch der Lokführer erlag seinen schweren Verletzungen. Von seiner Aussage hatten sich die Ermittler Anhaltspunkte zur Unglücksursache erhofft.
Der Unfall geschah fünf Tage vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. in der ostspanischen Stadt. Einen Anschlag schlossen die Ermittler zunächst aus. Der mit rund 150 Passagieren besetzte Zug der Linie 1 war in einem Tunnel zwischen den Stationen Jesús und Patraix im Südwesten Valencias entgleist, zwei Waggons überschlugen sich. Viele der Opfer wurden in den Wracks eingeklemmt und mussten von der Feuerwehr mit schwerem Gerät befreit werden.
Über die genaue Ursache des Unglücks gab es bis zum Abend unterschiedliche Spekulationen. Der Zug sei in einer gefährlichen Kurve mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen, außerdem sei ein Rad gebrochen, sagte der Vertreter der spanischen Regierung in Valencia, Luis Felipe Martínez. Bei den Rettungskräften hieß es dagegen, die Unglücksursache könne der Einsturz einer Tunnelwand oder einer Decke gewesen sein. Diese sei auf den Zug gefallen und habe ihn zum Entgleisen gebracht. In jedem Fall sei es ein Unfall gewesen. "Es war ein tragisches Unglück", sagte Valencias Bürgermeisterin Rita Barberà.
Der erste Hilferuf war von einem Verletzten aus einem der Waggons gekommen. Er alarmierte per Handy die Polizei, bald darauf eilten Krankenwagen und Feuerwehr zum Unglücksort. Unter den Verletzten sei auch eine Schwangere, ihr Zustand sei sehr ernst. Weitere 150 Menschen wurden aus der Jesús-Station in Sicherheit gebracht. Die Identifizierung der Toten werde schwierig, die Leichen seien verstümmelt, hieß es weiter. Psychologen betreuten am Ort die Angehörigen der Opfer. König Juan Carlos und Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero bekundeten ihr Mitgefühl.
Möglicherweise auch deutsche Opfer
Unklar blieb bis zum frühen Abend, ob sich unter den Toten oder Verletzten möglicherweise auch Deutsche befinden könnten. Die deutsche Botschaft stehe zwar in engem Kontakt mit den spanischen Behörden, habe aber bislang noch nicht klären können, ob deutsche Staatsangehörige von dem Unglück betroffen seien, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.
Papst Benedikt XVI. wird in Valencia an diesem Samstag zum 5. katholischen Weltfamilientreffen erwartet, das derzeit in der Hafenstadt stattfindet. Hunderttausende Menschen aus aller Welt sind bereits dort eingetroffen. An der Papst-Visite werde sich nichts ändern, hieß es. Zu dem Gottesdienst am Sonntag werden bis zu 1,5 Millionen Menschen erwartet. Die U-Bahn von Valencia wurde vor 18 Jahren eröffnet, das Streckennetz umfasst 150 Kilometer. Die Jesús-Station gehörte zu den ersten, die in Betrieb gingen.