Wegen einer möglichen Infektion mit dem Marburg-Virus werden in Hamburg zwei Personen medizinisch behandelt. Der Betroffene und seine Begleitung reisten mit dem Zug. Was bisher über den Fall bekannt ist.
Mindestens ein Verdachtsfall des hochgefährlichen und oft tödlichen Marburg-Virus hat am Hamburger Hauptbahnhof zu einem Großeinsatz geführt. Am Mittwochnachmittag traf ein ICE aus Frankfurt am Main in Hamburg ein. An Bord des Zuges befanden sich ein Medizinstudent und seine Begleitung. Der laut Medienberichten Mitte 20-Jährige nahm während der Fahrt Kontakt mit Ärzten in Hamburg auf, weil er grippeähnliche Symptome hatte. Am Donnerstag dann Entwarnung: Eine Infektion mit dem Marburg-Virus bestätigte sich nicht. Was wir bisher über den Fall wissen – und was nicht.
Was wir wissen
- Der Ausgangspunkt: Ein Medizinstudent hat in Ruanda in einem Krankenhaus gearbeitet, in dem mit dem Marburg-Virus infizierte Patienten behandelt werden. In der Nacht zu Mittwoch reist er mit dem Flugzeug nach Frankfurt und von dort mit dem ICE weiter nach Hamburg. Unterwegs informiert er laut Sozialbehörde Ärzte in der Hansestadt und äußert die Sorge, dass er sich in Ruanda mit einer tropischen Krankheit infiziert haben könnte.
- Der Einsatz: Das Gesundheitsamt entscheidet, den Studenten und seine Begleitung noch am Hauptbahnhof zu isolieren. Die Bundespolizei sperrt daraufhin zwei Gleise ab, die Feuerwehr rückt mit einem Infektions-Rettungsfahrzeug an und bringt beide in das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).
- Die Symptome: Der Student hat nach Feuerwehrangaben grippeähnliche Symptome und leidet unter leichter Übelkeit. Fieber habe er jedoch keines. Das Marburg-Virus kann hohes Fieber und Symptome wie Muskelschmerzen, Bauchkrämpfe, Durchfall und blutiges Erbrechen auslösen.
- Die Spezialisten: Im UKE werden beide in einen Spezialbereich für hochkontagiöse Infektionserkrankungen gebracht. Die Koordination für eine möglichst schnelle Diagnostik hat die für solche Fälle eingerichtete Fach- und Reaktionsgruppe Seuchenschutz des Öffentlichen Gesundheitsdienstes übernommen.
- Die Krankheit: Bei den bisherigen Ausbrüchen des Marburg-Virus starben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 24 bis 88 Prozent der Erkrankten.
- Der Name: Den weltweit ersten bekannten Ausbruch der Krankheit gab es nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde WHO in Deutschland. 1967 infizierten sich in Marburg 29 Menschen, von denen sieben starben. Deshalb trägt das bis dahin nicht bekannte Virus auch den Namen der mittelhessischen Stadt.
- Ansteckungswege: Menschen stecken sich durch den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten Infizierter wie Blut an und nicht über die Luft. Laut Sozialbehörde ist auch eine Übertragung durch "direkten engsten Kontakt von Haut oder Schleimhaut" möglich. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 21 Tage
- Der ICE 1915 fährt nach seinem Stopp in Hamburg wieder zurück in Richtung Frankfurt am Main. In Hamburg-Harburg kommt der Zug aufgrund einer behördlichen Anordnung 110 Minuten zum Stehen. Den Passagieren wird gesagt, es handele sich um "Hygienemaßnahmen". Was genau passiert ist, schildert ein stern-Reporter, der an Bord war
Was wir nicht wissen
- Die Betroffenen: Es war unklar, ob sich möglicherweise weitere Menschen infiziert haben. Im ICE von Frankfurt nach Hamburg saßen laut Deutscher Bahn durchschnittlich 275 Reisende. Die Kontaktdaten der Zugreisenden, die eventuell Kontakt zu den beiden Personen hatten, wurden laut Hamburger Behörde vorsorglich aufgenommen. Auch die Daten der Flugreisenden liegen vor. Durch die Entwarnung vom Donnerstag wird das nicht mehr nötig sein.
- Die Folgen: Bislang ist laut Sozialbehörde für Mitreisende keine Quarantäne nötig. "Vom Ergebnis der Diagnostik hängt nun ab, ob weitere Vorsichtsmaßnahmen und Schritte eingeleitet werden müssen." Welche das wären, ist noch nicht bekannt.
- Der Reiseweg: Wie genau der Medizinstudent und seine Begleitung von Ruanda nach Frankfurt gereist sind und ob sie dabei möglicherweise engeren Kontakt zu anderen Menschen hatten, ist nicht bekannt