Im Süd-Westen der isländischen Hauptstadt Reykjavik hat sich erneut ein Vulkanausbruch ereignet. "Am Sundhnuksgigaröd hat eine Eruption begonnen", teilte die Meteorologiebehörde IMO in der Nacht zu Freitag mit. Der Ausbruch begann demnach am Donnerstagabend um 21.26 Uhr (Ortszeit, 23.26 Uhr MESZ) nach einer Erdbebenserie, darunter ein Beben der Stärke 4,0. Der Fischerort Grindavik wurde wie bei vorherigen Eruptionen evakuiert. Auf Livebildern war zu sehen, wie orangefarbene Lava aus einem langen Riss im Boden austrat und Rauch in den Himmel aufstieg. Die IMO schätzte die Länge des Risses zunächst auf 1,4 Kilometer. Später teilte sie mit, dass er sich innerhalb von 40 Minuten auf 3,9 Kilometer ausgeweitet habe. Am Freitagmorgen meldete die Behörde dann, dass nördlich des ersten ein zweiter Riss entstanden sei. Die vulkanische Aktivität beschränke sich aber größtenteils auf den ersten Riss.
Die Evakuierung von Grindavik sei gut verlaufen, sagte der Polizeichef der Region Sudurnes, Ulfar Ludviksson, isländischen Medien. Seinen Angaben zufolge waren zuletzt nur noch 22 oder 23 Häuser in Grindavik bewohnt. Die meisten der rund 4000 Einwohner des Ortes hatten ihre Häuser bereits im November verlassen und nur wenige waren danach dauerhaft zurückgekehrt. Anders als bei früheren Eruptionen besteht für Grindavik diesmal aber offenbar keine unmittelbare Gefahr: Die Meteorologiebehörde erklärte, auf den Ort fließe keine Lava zu. Mehr als eine Stunde nach Beginn des Ausbruchs sei am nördlichen Ende der Spalte zwar noch eine "beträchtliche seismische Aktivität" zu verzeichnen gewesen – Grindavik liegt aber in südlicher Richtung.
Wenn die Erde blutet: der Vulkanausbruch auf Island in Bildern

Ein Spalt vergrößerte sich im Laufe der Nacht und wuchs bis zum frühen Morgen auf etwa vier Kilometer an, wie ein Vulkanologe berichtete. Der Riss ist Experten zufolge um ein Vielfaches länger als bei den Ausbrüchen der vergangenen Jahre auf der Halbinsel Reykjanes. Auch der Lavastrom sei viel größer, etwa 100 bis 200 Kubikmeter flüssiges Magma pro Sekunde strömten aus dem Spalt heraus. Der Zivilschutz rief die Notfallstufe aus
33 aktive Vulkansysteme in Island
Erst vor zwei Monaten war ein Vulkanausbruch auf Reykjanes im Südwesten von Island zu Ende gegangen, der gut drei Wochen gedauert hatte. Die nun gemeldete Eruption ist der sechste Ausbruch auf der Halbinsel seit Dezember. Reykjanes hatte acht Jahrhunderte lang gar keine Vulkanausbrüche erlebt, bis sich im März 2021 erstmals wieder eine Eruption ereignete. Es folgten weitere Vulkanausbrüche im August 2022 und im Juli und Dezember 2023. Vulkanologen zufolge hat eine neue Phase erhöhter seismischer Aktivität in der Region begonnen. Die IMO warnte seit Wochen vor einem weiteren Ausbruch.
In Island gibt es 33 aktive Vulkansysteme – so viele wie nirgendwo sonst in Europa. Das Land liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, einer Erhebung auf dem Meeresboden zwischen der Eurasischen und der Nordamerikanischen Erdplatte.