Corona-Pandemie Bei der US-Polizei ist die Zahl der Todesfälle dramatisch gestiegen. Die häufigste Ursache: Covid-19

Eine Polizistin wird im Englewood Health Zentrum im Bundesstaat New Jersey gegen Corona geimpft
Eine Polizistin wird im Englewood Health Zentrum im Bundesstaat New Jersey gegen Corona geimpft
© Seth Wenig / DPA
In den USA ist im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an Polizistinnen und Polizisten bei oder infolge der Ausübung ihres Dienstes gestorben. Die mit großem Abstand meisten Todesopfer forderte das Coronavirus.

Die USA gehören zu den am härtesten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern. Von ihren 330 Millionen Einwohnern haben sich nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität bislang mehr als 62,3 Millionen Menschen mit Sars-CoV-2 angesteckt. Mehr als 842.000 Infizierte starben. Nur 62,6 Prozent der Bevölkerung gelten der Gesundheitsbehörde CDC zufolge als vollständig geimpft, 36,5 Prozent haben bislang eine Auffrischungsimpfung erhalten.

Besonders zu schaffen macht die Coronakrise den Strafverfolgungsbehörden der USA. Laut einer auf vorläufigen Daten beruhenden Studie des National Law Enforcement Officers Memorial Fund (NLEOMF), einer gemeinnützigen Organisation mit dem Ziel, die öffentliche Unterstützung für den Polizeiberuf zu erhöhen, ist die Zahl der Beamtinnen und Beamten, die bei oder infolge der Ausübung ihres Dienstes ihr Leben verloren, im vergangenen Jahr um 55 Prozent gestiegen – und als häufigste Todesursache nennt die Studie Covid-19.

65 Prozent mehr Corona-Tote bei US-Polizei

Insgesamt starben 2021 den Angaben zufolge 458 Bundes-, Landes-, Stammes- und Ortspolizisten im Dienst oder aufgrund ihres Dienstes. Das seien 163 mehr als im Vorjahr und die meisten Todesopfer in den in der Statistik aufgeführten vergangenen 51 Jahren. 301 der Todesfälle wurden der Studie zufolge durch eine Corona-Infektion verursacht, ein Anstieg um 65 Prozent gegenüber 2020.

"Es wurde dem NLEOMF gemeldet, dass diese Beamten aufgrund einer direkten Exposition gegenüber dem Virus während der Ausübung ihrer dienstlichen Pflichten gestorben sind", heißt es in dem Bericht. "Die diesjährige Statistik zeigt, dass Amerikas Strafverfolgungsbeamte an vorderster Front weiterhin gegen die tödlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im ganzen Land kämpfen."

Diesen Eindruck teilt auch Gregory Countryman, Sheriff von Muscogee County im US-Bundesstaat Georgia: "Wir kämpfen nicht nur mit den Kriminellen, sondern auch mit dem Virus, das da draußen grassiert", sagte er dem US-Sender CBS News. In seinem Bezirk seien kaum mehr als 40 Prozent der Einwohner geimpft und Covid-19 breite sich immer weiter aus.

Polizeigewerkschaften gegen Corona-Impfpflicht

In Texas, dessen Gouverneur Greg Abbott allen öffentlichen und privaten Einrichtungen verboten hat, Mitarbeitern oder Besuchern Impfungen vorzuschreiben, starben 84 Beamte an Covid-19, die meisten im ganzen Land. An zweiter Stelle lag Florida (52), gefolgt von Georgia (39), Kalifornien (24) und North Carolina (21). In elf Bundesstaaten und Washington, D.C. gab es dem Bericht zufolge keine coronabedingten Todesfälle.

Der Bericht des NLEOMF gibt keine Auskunft darüber,  wie viele der verstorbenen Polizisten geimpft waren. Vertreter von Polizeigewerkschaften hatten sich landesweit gegen Impfvorschriften ausgesprochen. Die größte Polizeigewerkschaft von New York City teilte ihren Mitgliedern im September mit, dass sie rechtliche Schritte einleiten werde, um ihr "Recht, solche persönlichen medizinischen Entscheidungen zu treffen", zu verteidigen.

Die Witwe eines Polizeibeamten aus Philadelphia, der am 3. März nur wenige Tage vor seiner geplanten Erstimpfung an Covid-19 gestorben war, sagte im vergangenen Jahr dem US-Sender NBC News, sie sei "wirklich enttäuscht" über die Haltung der Gewerkschaften zum Impfen. "Ich wünschte, sie würden es als ein weiteres Mittel zum Schutz sehen", erklärte sie. "Und ich wünschte, sie würden den Impfstoff als eine Möglichkeit sehen, die Menschen, mit denen sie arbeiten, zu schützen und ihnen zu dienen."

tkr

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