"Das Klima ist unfair" Trockenheit in Deutschland: Warum der nasse Winter gegen die Dürre nicht gereicht hat

Trockenheit und Dürre: Eine Kette liegt im ausgetrockneten Flussbett am Ufer der Elbe vor der Kulisse der Dresdner Altstadt
Trockenheit und Dürre: Eine Kette liegt am 15. Juni 2023 im ausgetrockneten Flussbett am Ufer der Elbe vor der Kulisse der Dresdner Altstadt
© Sebastian Kahnert/ / Picture Alliance
In Teilen Deutschlands herrscht schon wieder Dürre-Alarm. Trotz eines nassen Winters. Warum? Die Antwort liegt offenbar in der Vergangenheit, wie ein Forscher erläutert

Wieso ist es nach dem nassen Winter in Deutschland vielerorts schon wieder viel zu trocken? Zur Beantwortung dieser Frage muss man nach Einschätzung von Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, weiter zurückschauen zu sehr trockenen Monaten. So sei etwa der August 2022 in ganz Deutschland der trockenste Monat seit 1951 gewesen. "Es ist ein Erklärungsansatz, warum der eigentlich gute Winter nicht ausgereicht hat, um die Dürre auszugleichen: Weil die Ausgangssituation so unglaublich ungünstig war."

Dürremonitor zeigt, wo Deutschlands Böden gerade am trockensten sind

Dürremonitor Gesamtboden, ca. 1.8 m. Stand: 14. Juni 2023
Dürremonitor: Gesamtboden, ca. 1.8 Meter Tiefe. Stand: 14. Juni 2023
© UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung / stern/rös

Der Winter sei eigentlich "nahezu fantastisch" gewesen, sagte Marx. "Schon seit Dezember war es im Grunde zu nass, auch März und April waren sehr nass. Dazu war es im Frühjahr auch nicht zu warm. Bis April war die Situation wirklich gut." Das sei auch günstig für die Landwirtschaft gewesen; die Oberböden bis zu einer Tiefe von 25 Zentimetern und tiefer seien gut angefeuchtet worden.

Experte: Das Klima ist unfair"

Seit Mai habe es aber wieder wesentlich zu wenig geregnet. In einem Streifen vom östlichen Niedersachsen über Sachsen-Anhalt bis Berlin und Brandenburg haben wir die Situation, dass es dort schon seit fünf Jahren permanent zu trocken ist." Dort färbt sich der Dürremonitor schon wieder dunkel ein – ein Ausdruck für eine außergewöhnliche Dürre, wie sie statistisch nur alle 50 Jahre erwartet wird.

"Die besondere Dürre-Situation im Osten des Landes erklärt sich damit, dass das Klima unfair ist. In den Alpen regnet es bis zu 2200 Litern pro Quadratmeter im Jahr. Im mitteldeutschen Trockengebiet sind es 450 Liter. Da wo weniger Niederschlag fällt, löst die Dürre sich schlechter auf."

"Der große Verlierer ist der Wald. Seit 2018 hat es in jedem Jahr Schäden gegeben, und auch in diesem Jahr ist zu erwarten, dass neue Schäden entstehen", sagte Marx.

Dennoch blickt der Klimaforscher nicht pessimistisch in die Zukunft. "Es ist nicht zu erwarten, dass die Dürre zum Dauerzustand wird. Dürren lösen sich niemals innerhalb von ein paar Wochen auf. Das dauert mindestens fünf Monate."

Es komme auf die Niederschläge im Winter an. "Die Dürremusik wird im Winter gemacht. Im Winterhalbjahr gibt es keine negativen Stressoren – kaum Verdunstung, die Pflanzen ziehen kaum Wasser aus dem Boden. Im Winter hat das Wasser Zeit, in den Boden zu gehen. Daher ist es aber auch leider unwahrscheinlich, dass sich die Dürre über die Sommermonate auflösen wird."

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DPA
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