Ausgrabung Die Römer liebten es heftig – Chemiker rekonstruieren 2000 Jahre altes Parfüm

Neben dem Flakon fand man noch drei Bernsteinperlen in der Urne
Neben dem Flakon fand man noch drei Bernsteinperlen in der Urne
© José Rafael Ruiz Arrebola / Commons
Vor 2000 Jahren nahm eine Römerin ihr Parfüm mit ins Grab. Durch einen Zufall überlebten die Duftstoffe die lange Zeit. Nun konnte der Hauptbestandteil des Duftes bestimmt werden. Die Frau liebte einen Duft, der um die halbe Welt reisen musste, um zu ihr zu kommen.

Im Jahr 2019 wurde in der südspanischen Stadt Carmona ein römisches Parfümflakon gefunden. Seit 2000 Jahren lag er in einem Grab. Gut geschützt: Die Flasche aus Quarzglas lag in einem Kasten aus Blei. Darin gefunden wurden das Parfüm und die Asche seiner Trägerin, eine Frau von nur etwa 40 Jahren.

Duft aus Südostasien

Als die Flasche geöffnet wurde, war der Reiz ihres einstigen Duftes jedoch verflogen, doch nun konnte der Chemiker José Rafael Ruiz Arrebola von der Universität Córdoba in Spanien den Inhalt rekonstruieren. Dabei stieß er auf einen vertrauten Duft. Einer der Inhaltsstoffe ist Patchouli. Der schwere Duft ist bis heute ein Bestandteil von Parfüm, doch wusste man bislang nicht, dass auch die Römer ihn verwendet haben. Denn der Duftstoff hatte einen langen Weg hinter sich. Patchouli wird aus einer tropischen Pflanze in Südostasien namens Pogostemon cablin gewonnen. Entsprechend teuer muss die Essenz gewesen sein. "Damals waren Parfüms der High Society vorbehalten."

Versiegelt mit Bitumen

Es wurde viel Mühe darauf verwendet, dass die Tote ihren Duft mit ins Jenseits nehmen konnte. Der Flakon aus Quarz ist an sich ein teurer Luxusgegenstand gewesen. Der Deckel aus Dolomit wurde durch Bitumen luftdicht mit der Flasche verklebt. Dennoch trocknete die Essenz zu einem Klumpen ein. Nur wegen des Bitumens konnte der Duft bestimmt werden. Denn in dem zähen Material werden flüchtige organische Substanzen gebunden.  "Chemisch gesehen verhält sich Bitumen wie Kohlenstoff, der das beste Adsorptionsmittel für organische Verbindungen ist", so Ruiz Arrebola. "Einmal adsorbiert, sind die Moleküle nicht mehr flüchtig und können nicht mehr entweichen."

"Die Tatsache, dass sich die Flasche an einem geschlossenen Ort und in völliger Dunkelheit befand, ermöglichte es dem Parfüm, bis in unsere Tage zu überdauern", so Ruiz Arrebola. "Wäre das Grab eingestürzt und wäre Licht hereingekommen, hätte das Parfüm nicht überlebt, denn Licht ist der schlimmste Feind für diese Art von Chemikalien." Es ist nicht bekannt, ob Patchouli von der Toten im Alltag benutzt wurde, oder ob es nur als Toten-Parfüm für Bestattungen gedacht war.

Quelle: Heritage 

PRODUKTE & TIPPS