Nach Kohlenstoffidoxid ist Methan der Haupttreiber der Erderwärmung. Hauptverursacher ist die Landwirtschaft. Aber auch in der Industrie wird Methan ausgestoßen – allerdings deutlich weniger. Ein Drittel dieser Emissionen stammt aus der Energiewirtschaft – und könnten verhindert werden, wenn sich Konzerne an Sicherheitsauflagen halten würden, zeigt ein Team um den Forscher Mark Agerton aus den USA.
Allein im Golf von Mexiko und an den Küsten der angrenzenden US-Bundesstaaten gibt es rund 14.000 stillgelegte Erdöl- und Erdgas-Bohrlöcher. Konzerne haben in in den USA zwei Jahre Zeit, um die Löcher mit einem Pfropf aus Zement zu verschließen und zu verhindern, dass umweltschädliche Substanzen wie Methan entweichen. "Plug and abandonment" (P&A) heißt das Verfahren. Doch wie das US-Forscherteam von der University of California herausgefunden hat, sind die inaktiven Bohrlöcher unzureichend gesichert.
Der Grund: Energiekonzerne geben häufig vor, das die erschöpften Energiequellen nur zeitweise stillgelegt werden. Damit werden die anstehenden Sanierungs- und Sicherungskosten in die Zukunft verlagert. Häufig gibt es die Unternehmen dann gar nicht mehr. Sinkende Einnahmen führen dazu, dass besonders kleinere Unternehmen die Kosten für die Versiegelung nicht mehr tragen können. "Der Konkurs stellt einen potenziellen Weg für Unternehmen dar, um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu umgehen", kritisieren die Studienautoren.
Methan deutlich schädlicher als CO2
Allein die Sanierung der 14.000 stillgelegten Bohrlöcher im Golf von Mexiko würden laut der Studie rund 30 Milliarden Dollar (mehr als 27 Milliarde Euro) kosten. Je tiefer die Energiequelle unter der Meeresoberfläche, desto höher sind auch die Kosten. Denn mit dem steigenden Druck muss teureres Material verwendet werden, um die Bohrlöcher zu sichern. Die Forscher befürchten deshalb, dass "nicht verpropfte Brunnen verwaisen und ein erhöhtes Umweltrisiko für die steuerzahlende Öffentlichkeit darstellen". Für die Untersuchung trugen die Forscher Daten des Bureau of Safety and Environmental Enforcement, einer Behörde des Innenministeriums, sowie der Einergieagenturen aus den Bundesstaaten Louisiana, Texas, Mississippi und Alabama zusammen.
Studien hatten bereits vor Jahren belegt, dass aus stillgelegten Bohrlöchern große Mengen Methan in die Atmosphäre entweichen – und zwar deutlich mehr als angenommen. Nach Angaben der Energiewirtschaft wird beim Abbrennen von Begleitgasen auf den Bohrinseln das ganze darin enthaltene Methan vollständig verbrannt. Einer Studie zufolge sind es aber lediglich 91 Prozent. Die Methanemissionen fallen damit laut den Berechnungen fünfmal höher als bisher angenommen.
Zwar kommt das Gas nur in sehr geringen Mengen in der Atmosphäre vor, hat unter den anthropogenen Treibhausgasen einen Anteil von drei Prozent. In den vergangenen 150 Jahren hat sich die Konzentration des klimaschädlichen Gases in der Atmosphäre aber verdreifacht, haben Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut errechnet. Methan ist ein um ein Vielfaches wirksameres Treibhaus als Kohlenstoffdioxid und laut einer Studie für 0,5 Grad beim bisherigen Temperaturanstieg von 1,1 Grad Celsius verantwortlich.
Mehrheit der Bohrinseln gehören Shell, Exxon und Co.
Agerton und sein Team plädieren in ihrer Studie dafür, dass die die Energiekonzerne die Bohrlöcher zunächst in Küstennähe versiegeln. Dafür sprechen unter anderem die niedrigeren Kosten. Die Studienautoren sind zuversichtlich, dass die Bohrlöcher künftig geschlossen werden, denn 88 Prozent der 14.000 Energiequellen im Golf von Mexiko gehören Energiekonzernen wie Shell, Exxon Mobile, Eno oder Total – Firmen, die nicht vor dem Bankrott stehen.
Auch in Europa wird Methan über Bohrinseln ausgestoßen. Nach Angaben des BUND werden so jährlich 115.000 Tonnen des klimaschädlichen Gases emittiert. Das ist mehr als dreimal so viel wie CO2. In der Nordsee gibt es mehr als 400 Ölplattformen. Eine davon liegt im Schleswig-Holsteinischen Wattenmehr. Über die Insel Mittelplate in größten Ölfeld Deutschland werden jährlich rund zwei Millionen Tonnen Öl gefördert.
Quellen: "Nature Energy", "Science Media Center", Max-Planck-Gesellschaft, "Science", BUND