Leben auf dem Roten Planeten ist nach Ansicht des Mars-Experten Markus Landgraf "wirklich denkbar". Wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass Bakterien auch unter den widrigen Bedingungen auf dem Mars überleben könnten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Mars Society in einem dpa-Gespräch in Darmstadt. Die aktuellen Mars-Missionen der Europäer und US- Amerikaner könnten allerdings nur Indizien für diese Theorie liefern. Letzte Sicherheit werde erst eine bemannte Mission bringen.
Auf der Erde wurden in den unwirtlichsten Regionen Bakterien gefunden
Als größte Bedrohung für Leben auf dem Mars nannte der Wissenschaftler die Ultraviolett-Strahlen, die nicht wie auf der Erde durch eine Ozonschicht gefiltert werden. "Sie verbrennen alles, was sie treffen." Allerdings könnten sich Bakterien schützen, indem sie sich mit Gesteinen verbinden oder unter tiefen Eisschichten verbergen. So seien in den vergangenen Jahren an vielen unwirtlichen Orten der Erde Lebewesen gefunden worden, unter anderem in einem permanent zugefroren sibirischen See, durch dessen meterdickes Eis so gut wie kein Licht dringt. "Dort haben Bakterien Photosynthese betrieben - und diese Situation ist vergleichbar mit dem Mars", sagte Landgraf.
Stammt das Leben vom Mars?
Der Wissenschaftler hält es auch für möglich, dass es einen Austausch von Lebewesen zwischen den Planeten gab: "Wir registrieren regelmäßig Meteoriteneinschläge aus Marsgestein, und auf dem Mars finden sich sicher auch Steine von der Erde". Bakterien könnten eine Reise durchs All durchaus überleben. Dies belege ein Versuch, bei dem diese Kleinstlebewesen auf der Außenhaut einer Sonde sechs Jahre durch den Weltraum flogen: "Von den Stämmen, die nicht direkt von der Sonne bestrahlt wurden, hat ein Großteil überlebt." Landgraf verweist auf Theorien, dass das Leben auf der Erde durchaus vom Mars gekommen sein könnte. Dort hätten sich die Verhältnisse vor rund 3,8 Milliarden Jahren extrem verschlechtert - etwa zu dem Zeitpunkt, als sich auf der Erde das erste Leben regte.
Landgraf: Bemannte Mars-Mission würde zwischen 50-80 Milliarden Euro kosten
Nach Ansicht des Mars-Experten könnte die erste bemannte Mission zum Roten Planeten in 15 Jahren starten. Die technischen Voraussetzungen für eine 1000-Tage-Reise gebe es bereits. Auf diesem Gebiet sei Europa mit seinem Mars-Programm "Aurora" Vorreiter. Landgraf bedauerte, dass Deutschland sich aus dem Programm verabschiedet hat. Nach seinen Schätzungen wird ein Mars-Flug mit Astronauten zwischen 50 und 80 Milliarden Euro kosten. "Die Preisspanne erklärt sich daraus, ob wir das notwendige Wasser mitnehmen müssen oder auf dem Mars gewinnen können."