Raumfahrt Kein Lebenszeichen von "Beagle 2"

Bisher gibt es noch keine Bestätigung von einer erfolgreichen Landung des ersten europäische Marslandegerät Beagle 2, das am frühen Donnerstagmorgen auf der Oberfläche des Roten Planeten niedergehen sollte.

Die Europäische Weltraumagentur (ESA) bangt um Teile ihrer Mars-Mission. Die Lande-Einheit "Beagle 2", die am Morgen des ersten Weihnachtstages auf dem Boden des Roten Planeten ankommen sollte, hat bislang kein Lebenszeichen gesendet. Das teilte der wissenschaftliche Direktor der ESA, David Southwood, am Donnerstagmorgen mit. Zuvor hatte die Weltraumagentur in Darmstadt einen ersten Erfolg gemeldet: Die Sonde "Mars-Express" war auf ihre Bahn um den Planeten gebracht worden. "Alle Zeichen deuten darauf hin, dass dieses kritische Manöver gelungen ist", sagte Walter Flury von der ESA in Darmstadt.

Erstes Lebenszeichen blieb aus

Auch für die Lande-Einheit "Beagle 2" zeigten sich die Forscher am Morgen weiter optimistisch. "Das ist nicht das Ende der Geschichte", kommentierte David Southwood das Ausbleiben erster Lebenszeichen. Das Signal sollte nach Planung des Darmstädter Raumfahrtkontrollzentrums (ESOC) etwa um 7.00 Uhr von der US-Sonde "Odyssey" aufgefangen werden. Die nächste Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zu "Beagle 2" ergibt sich erst wieder um kurz vor Mitternacht mit einer Teleskopantenne in England.

"Mars-Express" war pünktlich

Die Sonde "Mars-Express" dagegen war genau zur berechneten Zeit wieder aus dem Schatten des Mars herausgekommen, ist nach mehr als sechsmonatiger Reise am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages in ihre endgültige Umlaufbahn um den roten Planeten eingeschwenkt und arbeitet einwandfrei. "Wir haben einige Zeit keine Signale bekommen, haben jetzt aber wieder Kontakt", berichtete Walter Flury.

Ministerin ist trotzdem glücklich

Bundeswissenschaftministerin Edelgard Bulmahn sagte: "Es ist ein großer Tag für Europa" und nannte das geglückte Manöver "das beste Weihnachtsgeschenk für eine Forschungsministerin". Sie bezeichnete die Mission als "Meilensteine für die Wissenschaft in Europa".

Mars-Express wird Mars vermessen

Mars-Express befindet sich auf einer stark elliptischen Umlaufbahn mit einer Mindestflughöhe von 250 Kilometern und einer Maximalentfernung von 12.000 Kilometern. Zwei Jahre lang soll Mars-Express den Planeten nicht nur komplett kartieren, sondern auch Wetterdaten erheben, die Atmosphäre analysieren und die Schwerkraft des im Vergleich zur Erde nur etwas mehr als halb so großen Nachbarplaneten messen. Weitreichende Einblicke in die Mars-Geologie erwarten Wissenschaftler von einem speziellen Radar, das bis zu fünf Kilometer tief in den Boden eindringen kann. Das vorrangige Interesse der Forscher richtet sich dabei auf verborgen Wasservorkommen, die unter der Oberfläche vermutet werden. Sie könnten Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit von Lebensspuren geben.

Sehnsucht nach Leben im Weltall

Seit jeher gilt Mars wegen seiner vergleichsweise erdähnlichen Bedingungen mit Sommertemperaturen von bis zu 27 Grad Celsius als möglicher Kandidat für die Entwicklung außerirdischen Lebens. Die wissenschaftlichen Instrumente der Sonde sollen ab Mai 2004 vollständig in Betrieb sein und mindestens zwei Jahre lang Daten sammeln.

Wo ist Beagle 2?

Das Landemanöver sollte eigentlich nur rund dreißig Minuten dauern: Der 65 Kilo schwere Beagle 2 sollte von zwei Fallschirmen gebremst und von drei Airbags abgefedert auf dem Mars aufsetzen. Das Landegerät kann mit einem Spezialbohrer Pluto erstmals auf einem fremden Planeten unterirdische Bodenproben aus einem Meter Tiefe nehmen und analysieren. Die rund 1,2 Tonnen schwere Raumsonde Mars Express war am 2. Juni dieses Jahres in Richtung Mars gestartet. Nach Ansicht des ESA-Experten Flury kann es mehrere Gründe für das "Schweigen" von "Beagle 2" geben. "Vielleicht war das Signal nicht stark genug. Die Landeeinheit ist seit sechs Tagen auf Batterie geflogen und muss die Zellen über die Solaranlage wieder laden." Möglicherweise sei die Sonde "Odyssey", die die Signale zur Erde weiterleiten sollte, aber auch nicht auf der richtigen Bahn über dem realen Landeplatz von "Beagle 2" gewesen.

Erfolg der Mars-Mission nicht gefährdet

Ein möglicher Verlust von «Beagle 2» gefährdet nach Einschätzung der ESA-Weltraumforscher den Erfolg der Marsmission nicht. Denn das rund 70 Kilogramm leichte Gerät hat in den Sandstürmen des Mars nur eine Lebensdauer von etwa einem halben Jahr. Zudem erwarten Wissenschaftler von den nicht sehr tiefen Bohrungen kaum neue Erkenntnisse. Die soll "Mars-Express" mit einem Radar liefern, das auf dem Mars bis in einer Tiefe von fünf Kilometern Wasser aufgespüren kann. Wasser wäre Grundvoraussetzung für Leben.

DPA

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