Raumsonde "Deep Impact" Die Kugel fliegt

Die amerikanische Raumsonde "Deep Impact" hat eine weitere Sonde ausgesetzt, die sich auf den Kometen Tempel 1 stürzen und ein Loch in seinen Kern sprengen soll - für die beobachtende Sonde nicht ganz ungefährlich.

Der 369 Kilogramm schwere "Impactor" wurde um 8.07 Uhr (MESZ) auf seine Selbstmordmission geschickt, wie die Nasa in Pasadena mitteilte. 24 Stunden später soll sie sich dem Kometen in den Weg stellen und sich in dessen Korn bohren. Der Zusammenprall soll vom Mutterschiff "Deep Impact" aus 8.000 Kilometern Entfernung beobachtet werden. Dessen Geräte sollen auch die Signale des "Impactors" aufnehmen, der mit einer Kamera seine Annäherung an den Kometen festhält. Von der Untersuchung des Kerns erhoffen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse zur Entstehung der Sonne und des Planetensystems.

Die Wissenschaftler erwarten, dass bei dem Aufprall eine Trümmerwolke und ein Krater entstehen. Was genau passieren wird, ist jedoch nicht bekannt. Möglicherweise wird auch "Deep Impact" von Trümmerteilen beschädigt, was mit dem Risiko eines Datenverlustes einher geht. Die Kollision soll aber auch von drei Teleskopen im All - Hubble, Chandra, und Spitzer - und mehreren Dutztend Observatorien auf der Erde beobachtet werden. Amateurastronomen können das Ereignis vom Westen der USA und von Lateinamerika aus verfolgen.

Komet ist so alt wie das Sonnensystem

Die aus Eis und Staub bestehenden Kometen wurden vor etwa 4,5 Milliarden Jahren gebildet. Etwa genauso alt ist das Sonnensystem. Tempel 1 bewegt sich in einer elliptischen Umlaufbahn zwischen Mars und Jupiter. Mit einer Fläche von 28 Quadratkilometern gehört er zu den kleineren Kometen.

"Deep Impact" wurde Mitte Januar von Cape Canaveral in Florida aus gestartet. Im Juni schickte die Sonde erstmals Fotos von ihrem Zielkometen. Das Projekt kostet die Nasa rund 275 Millionen Euro.

AP

Mission

Zum ersten Mal in der Raumfahrtgeschichte wird ein absichtlicher Zusammenstoß im Weltall inszeniert. Das Ziel der Raumsonde "Deep Impact" ist der Komet "Comet 9P/Tempel 1". Dieser wurde am 3. April 1867 von dem sächsischen Astronomen Ernst Wilhelm Leberecht Tempel (1821 bis 1889) in Marseille entdeckt.

Komet Tempel 1

Der kartoffelförmige Komet umrundet die Sonne auf einer elliptischen Bahn zwischen den Planeten Mars und Jupiter alle 5,5 Jahre. Er hat eine Länge von 14 Kilometern und einen Durchmesser von rund 5 Kilometern. Nach bisherigen Schätzungen der Nasa besteht der Komet zu rund 40 Prozent aus Eis sowie aus Staub und Gestein. Tempel 1 ist normalerweise ein sehr dunkler Komet. Er reflektiert nur vier Prozent des Sonnenlichts - Asphalt dagegen rund sieben Prozent.

Der Himmelskörper gehört zu den Milliarden Kometen unseres Sonnensystems. Die meisten haben aber nur einen Kern mit einem Durchmesser zwischen einem und zehn Kilometer. Diese nomadisierenden Eisbälle sind für die Wissenschaft so wichtig, weil sie ihre ursprüngliche Zusammensetzung bei der Herausbildung unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren weitgehend beibehalten haben.

Raumsonde Deep Impact

Das Projektil der Nasa-Sonde "Deep Impact" trifft am 4. Juli um 07.52 Uhr auf den Kometen Tempel 1. Dann ist er seiner Umlaufbahn der Sonne am nächsten. Der so genannte "Impactor" ist etwa so groß wie ein Kühlschrank und wiegt 372 Kilogramm. In der Gesamtmasse sind 113 Kilogramm Kupfer enthalten, damit bei einer Geschwindigkeit von 37 000 Stundenkilometern ein möglichst großer Krater in Tempel 1 gerissen wird. Nur acht Kilo macht nach Angaben der Nasa der Treibstoff aus.

Während der letzten 24 Stunden muss das Projektil aus einer Entfernung von 750 000 Kilometer allein sein Ziel finden. Einziges wissenschaftliches Instrument an Bord ist ein Zielsensor, der sowohl für die Navigation als auch die Übertragung von wissenschaftlichen Bildern verantwortlich ist. Die besten Bilder sollen aus einer Entfernung von 20 Kilometer vor dem Aufprall geschossen werden, bevor der Staub das Teleskop rund eine halbe Minute vor dem Aufschlag wie bei einem Sandsturm schwer beschädigen wird.

"Deep Impact" wurde Mitte Januar von Cape Canaveral in Florida aus gestartet. Im Juni schickte die Sonde erstmals Fotos von ihrem Zielkometen. Das Projekt kostet die Nasa rund 275 Millionen Euro.

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