Der römische Kaiser Septimius Severus hielt das Reich mit eiserner Hand in einer Zeit des Chaos zusammen, welche den vier guten Adoptivkaisern der Antoninischen Dynastie folgte. Der Letzte der Adoptivkaiser, der gebildete und kluge Marc Aurel, konnte die Tradition der Adoption nicht fortsetzen, ihm folgte sein Sohn Commodus. Der war ein exaltierter und narzisstischer Herrscher, der sich gern als Gladiator gab. Niccolo Machiavelli und der Historiker Edward Gibbon stimmten überein, dass die Wahl des eigenen Sohnes durch Marc Aurel den Untergang von Rom eingeläutet hat.
Eine Mann seiner Legionäre
Ausgerechnet Commodus, der Fiesling aus dem Film "Gladiator", verschaffte Septimius Severus die Grundlage für den späteren Aufstieg. Der misstrauische Kaiser ernannte Severus zum Befehlshaber über die pannonischen Legionen, wohl mit dem Kalkül, dass von dem militärisch unerfahrenen Mann nichts zu befürchten sei. Das war zu kurz gedacht, an der Ermordung von Commodus hatte Severus keinen Anteil, doch in seinem ganzen Leben trennte er sich nie wieder von seinen Legionären. Severus veränderte die Machtbalance in Rom wie noch niemand zu vor. Das komplizierte System von Kaiser, Senatoren, Volksanführern und der Prätorianergarde wischte er gestützt auf seine Soldaten beiseite. Auf dem Totenbett gab er seinen Söhnen nur einen Rat: "Seid einig, bereichert die Soldaten und verachtet alle anderen."
Als er im chaotischen Vierkaiserjahr nach dem Tod des Commodus auf Rom marschierte, stellte er die stolzen Prätorianer, die 200 Jahre lang die Stadt kontrollierten, vor eine einfache Wahl: Entweder würden sie nach Hause gehen oder gegen seine kampferprobten Legionäre antreten und sterben müssen. Die neue Garde besetze er danach mit seinen Legionären.
Vorgeschmack auf die Soldatenkaiser
Damals griffen mehrere Männer nach dem Purpur. Um den Kontrahenten im Osten zu besiegen, verbündete sich Septimius Severus mit Clodius Albinus. Der Gouverneur Britanniens sollte den westlichen Teil des Reiches sichern, während Severus nach Osten zog. Dazu bot er ihm den Titel eines Caesars an. Albinus war von dem Deal hocherfreut. In der Abwesenheit seines Gönners herrschte er nicht mehr allein über Britannien, sondern auch über Gallien, Spanien und die dort stationierten Legionen. Mit dieser Machtbasis war er ebenbürtig. Nach dem Sieg von Severus im Osten war ein Konflikt unausweichlich. Der brüchige Pakt der beiden endete, als Severus die Macht des Albinus zugunsten seines eigenen Sohnes beschneiden wollte. Clodius Albinus erklärte sich darauf selbst zum Kaiser.
Größte Schlacht Roms
197 n. Chr trafen die beiden bei Lugdunum, dem heutigen Lyon, aufeinander. Es sollte die größte Schlacht Roms werden. Der Historiker Cassio Dio berichtet von 300.000 Soldaten. Zum Vergleich in Waterloo standen sich 180.000 Mann gegenüber. Damals stand das Imperium in der Blüte, und beide Kontrahenten waren in der Lage das militärische Potenzial der von ihnen kontrollierten Gebiete voll auszuschöpfen. Zwei Drittel aller Soldaten des Reiches trafen auf dem Schlachtfeld aufeinander. Es wurde ein erbittertes und verlustreiches Ringen über zwei Tage. Das war ungewöhnlich lang, die meisten Schlachten waren nach wenigen Stunden entschieden. Hier standen sich keine Adeligen oder Politiker gegenüber, die einmal im Leben Feldherr spielten, sondern zwei zähe und von ihren Truppen vergötterte Berufsmilitärs trafen aufeinander.
Mord in der Familie
Die Schlacht wogte hin und her. Der linke Flügel von Albinus wurde aufgerieben und bis in sein Lager verfolgt. Doch dann gelang es Albinus, das Zentrum von Severus Aufstellung zu erschüttern. Er lockte die Truppen von Severus in eine Zone mit verdeckten und mit Spießen gespickten Gräben. Severus Männer wandten sich zur Flucht. Doch dem gelang es, die Legionen auf dem Feld zu stoppen. Ein Vorstoß der Kavallerie entschied die größte Schlacht Roms. Albinus starb in der Stadt. Unklar ist, ob er sich in sein Schwert stürzte oder von einem Attentäter gemeuchelt wurde. Sein Leichnam wurde zerstückelt und zur Schau gestellt. Severus trabte mit seinem Pferd über die kopflose Leiche des Besiegten. Letztlich wird er über die größeren Reserven verfügt haben. Severus kontrollierte Nordafrika, den gesamten Osten und die wichtige Donaufront.
Severus erwies sich als bedeutender Militärreformer. Erstmals seit Augustus wurden Taktik, Legionen und Ausrüstung umfassend modernisiert. Aber eines blieb auch bestehen: Die Verluste der Schlacht "Römer gegen Römer" konnten nie wieder ersetzt werden. Auch in dieser Hinsicht gaben Severus einen Vorgeschmack auf die folgende Epoche der Soldatenkaiser, die bedenkenlos das Reich zerfleischten, während die äußeren Feinde mächtiger wurden.
Septimius Severus führte eine durchaus erfolgreiche Herrschaft, doch sie stützte sich auf nackte Gewalt. Um den Widerstand schottischer Stämme zu brechen, verwandelten seine Soldaten ihre Gebiete in eine unfruchtbare Ödnis. Als Befehl an seine Legionen zitierte er die Ilias: "Was soll ich mit diesen Gefangenen tun? Du solltest alle töten, sogar die Babys im Mutterleib." In Britannien starb der skrupellose Kaiser am 4. Februar 211. Trotz seiner mahnenden Worte gab es keine Einigkeit zwischen seinen Söhnen. Caracalla ermordete seinen Bruder Geta. Er regierte noch brutaler als sein Vater. Schon im April 217 wurde er ermordet. Damit erlosch die Dynastie der Severer.
Von ihnen künden noch heute die Reste der prächtigen Caracalla-Thermen in Rom. Der Bau wurde unter Septimius begonnen und von seinem Sohn vollendet. Die Anlage maß 337 mal 328 Meter und erhob sich auf einer gigantischen Plattform, die auf dem unebenen Grund errichtet wurde.
Der Ordnung halber sei angemerkt, dass Historiker die antiken Angaben bezweifeln. Sie halten 150.000 Mann für realistischer.