Als Mario Molina im Oktober 1995 der Nobelpreis verliehen wurde, konnte es der Chemiker kaum glauben. "Ich bin völlig überrascht und sehr erfreut darüber, dass unser Arbeitsbereich gewürdigt wurde", sagte er damals. Die Umweltforschung habe bisher bei der Vergabe der Nobelpreise eine untergeordnete Rolle gespielt. Dabei bewahrte seine Entdeckung die Menschheit womöglich vor einer Katastrophe.
Der damals 52-Jährige Molina wurde zusammen mit seinen Kollegen, dem Niederländer Paul Crutzen vom Max-Planck-Institut und dem US-Forscher Frank Sherwood Rowland für die Erforschung der Zerstörung der Ozonschicht geehrt. Die Forscher hatten entdeckt, wie empfindlich die Ozonschicht auf Luftverunreinigung reagiert. Sie erkannten, dass die als Treibgase verwendeten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) die Ozonschicht der Erde zerstören, sobald sie in die obere Atmosphäre gelangten und dort durch die Sonneneinstrahlung zerstört werden.
Mario Molina warnte bereits 1974 vor dem Ozonloch
Bereits 1974 erregten Molina und Rowland Aufsehen, als sie ihre Ergebnisse in der Zeitschrift "Nature" veröffentlichten und über die Gefahr aus Spraydosen und Kühlschränken berichteten. Sie beschlossen, die Problematik nicht nur anderen Wissenschaftlern, sondern auch politischen Entscheidungsträgern und den Medien zu vermitteln. "Wir erkannten, dass dies der einzige Weg war, um sicherzustellen, dass die Gesellschaft Maßnahmen zur Linderung des Problems ergreifen würde", erklärte Molina später den Grund für diese Entscheidung.

Ihre Arbeit führte zum Montrealer Protokoll von 1987, einem bahnbrechenden internationalen Umweltabkommen zur Einstellung der Produktion der für die Ozonschicht schädlichen Gase. Ohne die Warnung und das Protokoll hätte die Produktion der schädlichen Gase nach Einschätzung der Wissenschaftler ungebremst weiter zugenommen.
Mario Molina entdeckte seine Leidenschaft für die Wissenschaft schon im Kindheitsalter. "Ich erinnere mich noch an meine Begeisterung, als ich zum ersten Mal Paramecien und Amöben durch ein ziemlich primitives Spielzeugmikroskop betrachtete", erinnerte er sich in seinen Memoiren. Das elterliche Badezimmer baute er zum Labor um. Darin verbrachte er dann Stunden damit, mit Chemiebaukästen zu spielen.
Molina studierte auch in Deutschland
Geboren am 19. März 1943 in Mexiko-Stadt als Sohn eines Richters und einer Hausfrau, schickten ihn seine Eltern gemäß der Familientradition im Alter von elf Jahren auf ein Internat in der Schweiz "in der Annahme, dass Deutsch eine wichtige Sprache für einen angehenden Chemiker sei, die er lernen müsse", so Molina.
Zwar hätte er sich auch eine Karriere als Musiker vorstellen können, da er besonders gern Geige spielte, jedoch beschloss er später, sich ganz der Wissenschaft zu widmen. 1960 schrieb er sich an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko für den Studiengang Chemieingenieurwesen ein. Nach Studienaufenthalten in Paris und Deutschland begann er 1968 ein Aufbaustudium an der University of California, Berkeley. Dort promovierte er 1972 in physikalischer Chemie.
1973 schloss er sich der Laborgruppe von Dr. Rowland an der University of California in Irvine an, wo sie ihre Theorie des Ozonabbaus entwickelten. Im selben Jahr heiratete er die Chemikerin Luisa Tan, mit der er einen Sohn bekam und von der er 2005 wieder geschieden wurde. Später arbeitete er am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, an der University of California, San Diego, und am Massachusetts Institute of Technology.
Im November 1999 wurde Molina für seine Ozon-Forschung der UN-Umweltpreis verliehen. 2006 heiratete er erneut. Während der Präsidentschaft von Barack Obama in den USA gehörte Molina zu dessen Beraterrat für Wissenschaft und Technologie. Obama verlieh dem Wissenschaftler 2013 die Presidential Medal of Freedom. Im Alter von 77 Jahren starb Molina im Oktober 2020 an einem Herzinfarkt. Anlässlich seines Geburtstags am heutigen Sonntag widmet ihm Google ein Doodle.

Sehen Sie im Video: Die Ozonschicht schützt das Leben auf der Erde vor der energiereichen UV-Strahlung des Sonnenlichts. 2019 schien sie sich erholt zu haben. Nun ist das Ozonloch wieder erschreckend groß.
Quellen: nobelprize.org, "The New York Times", DPA