Schon der Name ist irreführend: Tren Maya. Der Maya-Zug. Auf 1500 Kilometern verläuft die neue Bahnstrecke quer über die Yucatán-Halbinsel, durch den zweitgrößten Regenwald Lateinamerikas. Ein Teilstück wird diese Woche eröffnet. Die Nachfahren der Maya jedoch wollen mit dem Megaprojekt der mexikanischen Regierung wenig zu tun haben.
Die Strecke im Osten Mexikos soll die Karibikstädte Cancún und Playa del Carmen mit den archäologischen Stätten der Maya verbinden und die Wirtschaft in der armen Region weiter ankurbeln. So will es der linksgerichtete Präsident Andrés Manuel López Obrador, der eine Vorliebe für Großprojekte hat. Auch die Deutsche Bahn hat bei der Entwicklung geholfen.
Mindestens 25 Gerichtsverfahren gegen das Projekt
In erster Linie jedoch kommt der 20 Milliarden Euro teure Hochgeschwindigkeitszug den jährlich drei Millionen Touristen aus den USA, Kanada und Europa zugute, die schon jetzt die ökologisch sensible Gegend überlasten. Für den Bau mussten neun Millionen Bäume weichen, nachdem der Präsident vollmundig verkündet hatte: "Kein einziger Baum wird gefällt." Wissenschaftler warnen vor schweren Umweltschäden im Biosphärenreservat Calakmul, einem Unesco-Welterbe, wo altertümliche Pyramiden liegen, vom Regenwald überwuchert. Es ist Heimat der meisten noch lebenden Jaguare Mittelamerikas und von Dutzenden Vögeln und Reptilien, die vom Aussterben bedroht sind.
Mindestens 25 Gerichtsverfahren wurden von Gegnern des Projekts angestrengt, ohne Erfolg. "Die Regierung versprach uns die schönsten Dinge", sagt Sara López Gonzaléz, eine Vertreterin des indigenen Rats der Region, "doch das Gegenteil wird eintreten. Es handelt sich um ein Megaprojekt des Todes. Um Ökozid." Wegen ihres Protestes wurde López festgenommen. Mexiko gilt weltweit als gefährlichstes Land für Umweltaktivisten.
Weil Präsident López Obrador jeder Widerstand missfällt, erklärte er den Tren Maya kurzerhand zu einem "Projekt der Nationalen Sicherheit" und hat die Armee "zum Schutz" eingesetzt. Infolgedessen wurden bereits 3000 Familien entlang der Route aus ihren Häusern vertrieben.