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Archäologie Schiffe, Menschen, Pferde: 2700 Jahre alte Felszeichnungen in Schweden entdeckt

Die Steinsymbole in der westschwedischen Provinz Bohuslän
Die Steinsymbole in der westschwedischen Provinz Bohuslän
© Stiftung zur Dokumentation der Felszeichnungen von Bohuslän
Wissenschaftler fanden im Westen Schwedens rund 40 Petroglyphen in einem steilen Granitfelsen. Womöglich wollten die Menschen damals mit den Symbolen eine Geschichte erzählen.

An vielen Orten der Welt wollten Menschen schon vor langer Zeit Zeichen dafür hinterlassen, dass sie einst dort waren. Höhlenmalereien wie die in Lascaux versetzen uns bis heute in Staunen, die gigantischen Petroglyphen von Nazca, Felszeichnungen der Aborigines in Australien oder die berühmten Kreidebilder in England. In fast allen Fällen kann die Wissenschaft heute nur noch vermuten, was die Symbole einst aussagen sollten. Beeindruckend sind sie trotzdem. Und auch im Norden Europas, in Schweden, wurden nun sogenannte Petroglyphen – in Stein geritzte Zeichen – gefunden.

In der westschwedischen Provinz Bohuslän, an der Ostseeküste, ragt ein steiler Felsen aus der Erde. Vor rund 2700 Jahren stand er noch im Meer, und für die Menschen, die damals in der Nähe lebten, dürfte er noch schwieriger zu erreichen gewesen sein als für heutige Archäolog:innen, die ihrerseits nur mithilfe von Gerüsten die Felswand untersuchen können. Die Mühe lohnt jedoch: Nachdem bereits 1994 in Tanum, ganz in der Nähe, Felszeichnungen entdeckt worden waren, hatten Archäolog:innen die Steinformationen an der Küste in diesem Sommer noch einmal sehr gründlich unter die Lupe genommen. Und als jemand etwas Moos vom steilen Felsen entfernte, kamen tatsächlich Kratzspuren zum Vorschein, die menschengemacht aussahen.

Schweden: 2700 Jahre alte Figuren im Fels

Nach der ersten spannenden Entdeckung ging es dann Schlag auf Schlag: Bald hatte das Forschungsteam rund 40 Symbole freigelegt. Durch die Struktur des Steins leuchten sie fast weiß und sind so, einmal vom jahrhundertealten Bewuchs befreit, sehr gut sichtbar. Laut den Wissenschaftler:innen sind die Kratzbilder um 2700 Jahre alt, entstanden also gut 1500 Jahre vor dem Zeitalter der Wikinger. Die Symbole zeigen unter anderem Schiffe, Menschen und Tiere, womöglich Pferde, und Pferdewägen.

Was sie aussagen sollen, ist heute wohl nicht mehr zu entschlüsseln. Da bestimmte Symbole häufiger abgebildet wurden, hat das Team aber eine Theorie: "Auf der Basis der Wiederholung von Motiven könnte man vermuten, dass diese Sammlung von Figuren eine Geschichte erzählt", sagt der beteiligte Forscher James Dodd im Interview mit "Live Science". Diese Erklärung habe aber nur Bestand, wenn die Zeichnungen alle in einem relativ kurzen Zeitraum entstanden. Dies versucht das Team nun herauszufinden.

Einige der Symbole aus dem Fels
Einige der Symbole aus dem Fels
© Stiftung zur Dokumentation der Felszeichnungen von Bohuslän

Erzählen die Symbole eine Geschichte?

Eine zweite Möglichkeit wäre, dass die Symbole Fremden anzeigen sollte, dass die Küste an dieser Stelle bewohnt ist – und von wem. Denn dadurch, dass der Felsen einst wie eine Insel im Meer lag, dürften die weißen Zeichnungen gut von herannahenden Seefahrern gesehen worden sein. Das bedeutet allerdings auch, dass die Menschen, die die Petroglyphen einst in den Stein meißelten, einen gewissen Aufwand betreiben mussten. Sie müssen entweder aus einem Boot heraus gearbeitet haben, oder aber im Winter, als das Meer an dieser Stelle zugefroren war. Die Anbringung der Symbole muss ihnen wichtig gewesen sein.

Das beeindruckendste Bild ist ein rund vier Meter langes Boot. Die Seefahrt hat also ganz offensichtlich bereits im Jahr 700 v. Chr. eine bedeutende Rolle für die Menschen im Westen Schwedens gespielt haben.

Quellen:  "Live Science",  Tanum Rock Art Research Center

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