Zuerst dachten die Ausgräber, sie hätten menschliche Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Dann entdeckten sie immer mehr Skelette. Schließlich brachte eine radiologische Datierung die Gewissheit. Knapp außerhalb der Nürnberger Altstadt waren Archäologen auf den vermutlich größten bekannten Pestfriedhof Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert gestoßen. Ein Schriftstück belegte eine verheerende Pestwelle von 1632 bis 1634 in der Reichsstadt.
"Wobei Pest zur damaligen Zeit als Synonym für alle möglichen ansteckenden Krankheiten galt", sagt Bettina Langbein, Nürnberger Stadtarchäologin. Der Friedhof war bei Bauarbeiten zu einem Seniorenheim im Stadtteil Johannis entdeckt worden. Insgesamt entdeckten Archäologen acht Massengräber. "Sie lagen damals außerhalb der sogenannten 2. Landwehr, einer Verteidigungsanlage, die zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs errichtet wurde."
Aus Angst vor den marodierenden Soldaten hatten sich immer mehr Menschen in die vermeintlich sicherere Stadt zurückgezogen. Doch der Pesterreger kannte keine Gnade. 25.000 vor allem junge Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung Nürnbergs, fiel dem Schwarzen Tod zum Opfer. Anfangs wurden die Toten noch sorgfältig beerdigt, parallel und mit vor dem Körper gekreuzten Armen. Als jedoch immer mehr Tote zu beerdigen waren, ließ man sie nur noch achtlos von Karren in eilig ausgehobene Gruben gleiten. Entsprechend durcheinander liegen die Skelette zum Teil.
Mehr als 3000 wurden geborgen, wobei einige der Massengräber unangetastet blieben, für nachfolgende Generationen von Archäologen. Die Skelette dürften noch viele Geheimnisse preisgeben. Neben Körpergröße, Geschlecht und Sterbealter geben sie Auskunft über Mangelerscheinungen, Verschleiß und verschiedene Erkrankungen. Und vielleicht hat sich auch die DNA des Pesterregers erhalten.