Hinweise auf Krebsstammzellen Die Ursache der Krankheit?

Sind Krebsstammzellen die Wurzel von Krebs? Darüber diskutieren Forscher seit Jahren. Nun gibt es weitere Hinweise, dass die Hypothese stimmen könnte. Das könnte auch den Weg für neue Therapien ebnen.

Warum kehrt nach einer erfolgreichen Behandlung der Krebs wieder zurück? Um dieses in der Krebstherapie bekannte Problem zu lösen, diskutieren Forscher seit einiger Zeit über die Existenz sogenannter Krebsstammzellen. Sie könnten die Ursache dafür sein, dass ein Tumor nach einer Chemo- und Strahlentherapie wieder Metastasen streut.

Dass ein Krebsgeschwulst nicht nur aus Krebszellen besteht, ist seit Langem klar. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es daneben auch Krebsstammzellen gibt. Diese könnten die Therapie überleben, im Körper in einer Art Tiefschlaf verbleiben und aus bislang ungekannten Gründen wieder aktiv werden - so die Hypothese.

Ähnlich wie Stammzellen dem Körper bei der Regeneration helfen und einen Nachschub an gesunden Zellen liefern, könnten Krebsstammzellen so dafür sorgen, dass ein Tumor neue "böse" Zellen erhält. Krebsstammzellen gelten auch als mögliches Angriffsziel für neue Therapien. Ob sie durch Mutationen aus Stammzellen oder normalen, reifen Körperzellen entstanden sein, ist unter Wissenschaftlern noch umstritten.

Nun haben gleich drei Forscherteams bei Versuchsmäusen Hinweise auf Krebsstammzellen als Auslöser von Tumoren entdeckt. So sorgten derartige Zellen etwa für ein Wiederauftreten eines Hirntumors, nachdem dieser mit einem Krebsmittel behandelt worden war. Zwei der Studien sind im Fachjournal "Nature" veröffentlicht, eine in "Science". Die Autoren interpretieren ihre Ergebnissen als Belege für Krebsstammzellen.

Hartnäckige Tumorzellen

Hinweise auf Krebsstammzellen gibt es unter anderem bei bestimmten Darm-, Haut-, Prostata- und Hirntumoren, Leukämien und Brustkrebs. Bislang wurden sie vor allem durch die Transplantation menschlicher Tumorzellen in Mäuse identifiziert: Bildete sich bei den Tieren ein Krebsgeschwür, das dem des Menschen ähnelte, so gingen die Forscher davon aus, Kandidaten für Krebsstammzellen identifiziert zu haben.

Doch an dem Verfahren gab es Kritik: Weil die Mäuse ein stark beeinträchtigtes Immunsystem hatten, könnten die Ergebnisse beeinflusst worden sein, erläutert Martin Sprick vom Institut für Stammzelltechnologie und Experimentelle Medizin am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Auch dort suchen die Forscher nach Krebsstammzellen. "Das Neue an den aktuellen Publikationen ist, dass sie sich auf Tumoren beziehen, die durch genetische Manipulation bei Mäusen mit intaktem Immunsystem entstanden sind", so Sprick.

Luis Parada und Kollegen von der University of Texas untersuchten genveränderte Mäuse mit Glioblastomen des Gehirns und verabreichten ihnen ein Zytostatikum. Sie fanden nach ihrem Bericht in "Nature" eine Untergruppe von Zellen, die für ein erneutes Tumorwachstum verantwortlich sein soll und Eigenschaften besitzt, die Krebsstammzellen zugeschrieben werden. In Belgien machte Cédric Blanpains Gruppe Versuche mit Mäusen, die Hauttumore hatten. Auch die Forscher der Université Libre in Brüssel beobachteten eine hartnäckige Untergruppe von Tumorzellen mit Stammzellmerkmalen und berichten darüber in "Nature".

Ein holländisches Team vom Hubrecht Institut in Utrecht wiederum befasst sich seit Jahren mit der Entstehung von Adenomen im Darm, einer Vorstufe von Darmkrebs. Dabei untersucht es Merkmale von Stammzellen in der Schleimhaut des Verdauungssystems. Die Gruppe um Hugo Snippert beschreibt im Fachjournal "Science" nun, dass ein Merkmal sowohl bei den normalen Darmstammzellen als auch bei Zellen vorkommt, die das Wachstum der Adenome ankurbeln.

"Das Krebsstammzellkonzept kam erst vor zirca zehn Jahren auf. Noch wissen wir nicht, ob es tatsächlich für alle Krebsarten zutrifft", sagt Sprick vom DKFZ. "Wir haben jedoch mittlerweile wissenschaftliche Ergebnisse, die darauf hinweisen: Es gibt diese tumorinitiierenden Zellen bei vielen Krebsarten."

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lea/DPA

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