Beim Achterbahnfahren ist die Angst für viele Menschen ein zuverlässiger Begleiter. Manch einem schlägt das Herz sprichwörtlich schon bis zum Hals, wenn der Wagen auf gut 60 Meter Höhe gezogen wird, um gleich darauf in die Tiefe zu rasen. Macht das Herz bei der Fahrt in einer bis zu 120 Stundenkilometer schnellen Bahn Purzelbäume? Ist das alles noch gesund? Mediziner des Mannheimer Universitätsklinikums gingen der Sache jetzt auf den Grund: Im Holiday Park in Haßloch untersuchten sie 50 Freiwillige.
Erhöhter Puls auch ohne körperliche Belastung
Allein die Aufregung lässt die Herzfrequenz in den ersten Sekunden der Bergfahrt auf bis zu 120 Schläge pro Minute steigen, stellten die Ärzte fest. Dies sei lediglich auf psychischen Stress, nicht auf körperliche Belastung zurückzuführen, so der Herzspezialist Jürgen Kuschyk. Im Alltag sind etwa 80 Herzschläge pro Minute im Ruhezustand normal. Bei steiler Berg- und Talfahrt und Tempo 120 schnellten die Frequenzen dann auf 150 bis 200 Schläge.
"Ich würde Achterbahnfahren nicht unbedingt verschreiben, aber für gesunde Menschen können extreme Frequenzen wie beim schnellen Joggen oder Fußballspielen durchaus anregend sein", sagt Kuschyk zu dem Ergebnis. Geklärt scheint nun, dass auf großen Achterbahnanlagen bei gesunden und jüngeren Menschen die Grenze für eine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung nicht überschritten wird.
Testfahrt auf der weltweit steilsten Achterbahn
Die Haßlocher Anlage wurde nach Parkangaben 2003 bei einer Internet-Abstimmung zur weltbesten Bahn gekürt. Auf etwa 1,3 Kilometern Strecke erreicht sie nach einer Sturzfahrt aus 62 Metern Höhe eine Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern und hat das weltweit steilste - fast senkrechte - Gefälle von 82 Grad bei gleichzeitiger Verdrehung. Der Fahrgast wird nach Angaben des Parks mitunter von einem Mehrfachen des eigenen Körpergewichts in den Sessel gedrückt.
Deutschlandweit bekannt wurde Haßloch durch die verrückte Achterbahn-Rekord-Jagd des Amerikaners Richard Rodriguez. Er war hier vor zwei Jahren 104 Tage lang bis zu 15 Stunden täglich gefahren. Insgesamt legte er mehr als 30.000 Kilometer zurück. Seine Herzfrequenz lag damals auch in extremen Kurven lediglich bei 85 Schlägen.