Die sterblichen Überreste der 45 Jahre alten körperbehinderten Medizinfrau wurden in der Nähe der Stadt Carmiel im Norden Israels entdeckt. Die Archäologen um Leonore Grosman von der Hebräischen Universität in Jerusalem fanden damit nach eigenen Angaben das älteste Grab einer Schamanin im Nahen Osten. Außergewöhnlich seien auch die Grabbeigaben wie 50 Schildkrötenpanzer, das Becken eines Leoparden sowie ein menschlicher Fuß.
Die Frau litt unter einer Verformung der Wirbelsäule und hat deshalb wahrscheinlich gehinkt. Ungewöhnlich war auch die Art der Bestattung. Nach den Worten von Grosman, die über ihre Arbeit im Fachmagazin "PNAS" berichtet, lagen zehn große Steine auf Kopf und Armen. Aus Sicht der Archäologen kann dies zwei verschiedene Ursachen haben: Zum einen könnte es ein Schutz davor gewesen sein, dass wilde Tiere die sterblichen Überreste auffressen. Nach einer anderen Theorie könnten die Hinterbliebenen versucht haben, so den Geist der Schamanin in dem Grab gefangen zu halten.
Die Grabstätte in der Hilazon Tachtit genannten Höhle im westlichen Galiläa wird der Zeit zugeordnet, in der die Bevölkerung Israels sesshaft wurde. Der Übergang vom Jagen und Sammeln zum Ackerbau fand dort vor mehr als 12.000 Jahren statt und beeinflusste auch das Sozialverhalten der Menschen. Der Fund des Schamanengrabs aus dieser Zeit ist einer der frühesten Hinweise auf die Entwicklung spiritueller Rituale. Diese gehörten zu einem Glaubenssystem, das ein längerfristiges Zusammenleben mit Menschen regelte, die nicht der eigenen Familie angehörten. Später waren solche Grabbeilagen weltweit ein wichtiger Bestandteil des spirituellen Lebens.