Der französische Anthropologe Claude Levi-Strauss ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Wie die Académie Française am Dienstag bestätigte, starb der weltberühmte Völkerkundler und Anthropologe bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Levi-Strauss war einer der Pioniere der modernen Anthropologie und Begründer des so genannten Strukturalismus, der wegweisend für Generationen von Forschern war.
Lévi-Strauss wurde am 28. November 1908 in Brüssel als Sohn jüdischer Eltern aus dem Elsass geboren. Er studierte Philosophie und machte in den 30er Jahren darauf mehrere ethnographische Expeditionen in Brasilien. Beschrieben hat er diese Reisen in seinem Werk "Traurige Tropen" von 1955, das als eines der großen Bücher des 20. Jahrhunderts gilt Es spielte bei Aufwertung sogenannter "primitiver" Völker eine wichtige Rolle. Von 1959 bis 1982 lehrte er am Collège de France und war der erste Anthropologe, der 1973 in die Academie française gewählt wurde.
Levi-Strauss gilt als Gründer der philosophischen Schule des Strukturalismus. In seinen Arbeiten übertrug er die strukturale Sprachwissenschaft Roman Jakobsons auf sein Fachgebiet und begründete die strukturale Anthropologie. Die These, dass der Mensch ihm unbewussten strukturalen Systemen unterworfen sei, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk.
Mit seinen Büchern, die streckenweise romanhaft anmuten, beeinflusste er neben der Anthropologie, der Mythen- und Religionsforschung auch die neue Philosophie und Geschichtswissenschaft.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Literatur hatte Levi-Strauss einen Lehrstuhl für Soziologie im brasilianischen São Paulo erhalten. 1942 folgte er einem Ruf der New York School of Social Research in New York. Zuletzt arbeitete er als Philosophieprofessor.