"Ich gehe jetzt" Wenn Affen sprechen

Nur der Mensch kann Laute kombinieren, um verschiedene Informationen zu übermitteln? Von wegen. Meerkatzen teilen anderen mit, ob Adler oder Leoparden in der Nähe sind, wo sie sich gerade aufhalten und ob sie sich demnächst fortbewegen. Alles was sie dazu brauchen sind zwei Laute.

"Pyow" und "hack" - das ist alles, was Große Weißnasenmeerkatzen von sich geben können. Mangels Zungenkontrolle sind die Affen nicht in der Lage, andere Laute zu bilden. Aber mit diesen zwei Rufen können die Affen quasi Sätze bilden, um mit anderen zu kommunizieren. Forscher der schottischen Universität in St. Andrews beobachteten das Verhalten der Affen in freier Wildbahn. Ihre Ergebnisse präsentieren die Wissenschaftler um Klaus Zuberbühler in der Fachzeitschrift "Current Biology". Ihre Forschung stellt gängige Theorien in Frage, denen zufolge der Mensch als einzige Primatenart Informationen mit Hilfe einer Abfolge mehrerer Laute übermitteln kann

Achtung, Adler!

Wie die meisten Meerkatzenarten verfügt auch die Große Weißnasenmeerkatze über ein eingeschränktes Repertoire an Lauten: Zuberbühler beschreibt nur zwei Rufe, die von den Primaten eingesetzt werden. Der eine Ruf klingt wie "pyow" und wird von den Meerkatzen vor allem verwendet, um Artgenossen vor Leoparden zu warnen. Den zweiten Laut bezeichnen die Forscher als "hack". Mit diesem Warnruf weisen sich die Affen gegenseitig auf Kronenadler hin, zu deren bevorzugten Beutetieren die Meerkatzen gehören. Auch die Kombination von "hack" und "pyow" weist auf die Anwesenheit solchen Adlers hin. Werden die Laute jedoch anders herum kombiniert, also zunächst ein "pyow" und dann ein "hack", so beobachteten die Forscher kein Fluchtverhalten. Die Affen bewegten sich stattdessen gemächlich zum Ursprungsort des Rufes.

Um die Reaktion der Affen zu testen, spielten Zuberbühler und sein Team den Tieren verschiedene Aufnahmen dieser Rufe vor. Dabei stellten sie fest, dass die Tiere sich nur dann in Bewegung setzten, wenn sie die Rufe eines Mitglieds der eigenen Gruppe zu hören bekamen. Die Lautkombinationen der Affen aus "pyow" und "hack" enthalten demnach mindestens drei unterschiedliche Informationen, schlossen die Forscher: Die Identität des Tieres, das beobachtete Ereignis und die Absicht des Tieres, sich in Bewegung zu setzen.

Kombinieren lohnt sich immer

Das widerspricht der bisherigen Annahme, dass sich die Kombination von Lauten erst wesentlich später - nämlich während der Evolution des Menschen - entwickelt hat. Diesen Theorien nach begann Homo sapiens erst verschiedene Laute aneinander zu fügen, als die Zahl von Einzellauten zu umfangreich wurde. Zuberbühler weist darauf hin, dass die Kombination von Lauten gerade dann sinnvoll sein kann, wenn nur wenige Laute zur Verfügung stehen.

Die meisten Primaten können nur eine sehr begrenzte Anzahl von Lauten bilden - das Kombinieren dieser wenigen Rufe ist die einzige Möglichkeit für sie, diese Beschränkung zu umgehen, um verschiedene Sachverhalte zu vermitteln. Bei den beobachteten Meerkatzen passiert dies jedenfalls: "Weißnasenmeerkatzen haben ein sehr begrenztes Repertoire an Lauten, trotzdem beobachten wir sinnvolles Kombinieren von Lautsignalen", so Zuberbühler.

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DDP/bub

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