Archäologie Herodes' Grab entdeckt

König Herodes war einer der grausamsten und verhasstesten Herrscher der Antike. 30 Jahre lang suchte ein israelischer Archäologe nach Herodes' Grab. Nun hat er es offenbar gefunden - gar nicht weit von da, wo er es seit drei Jahrzehnten vermutete.

Mehr als drei Jahrzehnte hatte der israelische Archäologe Professor Ehud Netzer auf einem Wüstenhügel im Westjordanland nach dem Grab des berüchtigten Herrschers Herodes gesucht. Bereits 1972 hatte er mit kleineren Ausgrabungen in den Überresten des Festungspalastes Herodium etwa 15 Kilometer südlich von Jerusalem begonnen. Vor drei Wochen stieß er dann nach eigenen Angaben endlich auf den langersehnten Fund: Die Grabstätte und Teile eines zerbrochenen Sarkophags. Der Archäologe beschrieb die Entdeckung als einen der "wichtigsten Funde der letzten Jahre", Lösung eines "großen Rätsels" und als Höhepunkt seiner eigenen Forschungen.

Sinneswandel des Herrschers erschwerte die Suche

Der jüdische Historiker Josephus Flavius hatte in seinen Aufzeichnungen das Begräbnis auf dem Herodium ausführlich beschrieben. Jahrelang hatte Netzer seine Suche nach dem Grab in der Wüstenfestung auf eine offenbar für die Bestattung vorgesehene "Grabanlage" konzentriert. Um zu den Schichten aus Herodes Tagen vorzudringen mussten in jahrelanger mühsamer Arbeit mehrere byzantinische Gebäude, darunter auch eine Kirche, abgetragen werden. Während der beiden Palästinenseraufstände, die jeweils 1987 und im Jahre 2000 begannen, mussten die Arbeiten für längere Zeiträume unterbrochen werden.

Da die Suche erfolglos blieb, begann das Team im vergangenen August schließlich Ausgrabungen am nordöstlichen Abhang des Berges. Vermutlich habe Herodes erst in den letzten Jahren seines Lebens beschlossen, nicht in der ursprünglich dafür vorgesehenen Grabanlage, sondern an dem nordöstlichen Abschnitt beigesetzt zu werden, meinte Netzer.

Zertrümmerten Rebellen den Sarkopharg?

Herodes, der von den Römern eingesetzte "König der Juden", regierte Judäa von 37 v. Chr. an 33 Jahre lang. Er galt als einer der größten Baumeister seiner Zeit: Er ließ den zweiten Tempel in Jerusalem ausbauen und die Festung von Massada und die Stadt Cäsarea an der Mittelmeerküste errichten.

Sein fast 2,5 Meter langer Sarkophag bestand nach Beschreibung der Archäologen aus einem rötlichen Kalkstein und war mit mehreren Rosetten verziert. Eine Aufschrift oder Knochen wurden jedoch nicht gefunden. Der Sarkophag sei absichtlich, "vermutlich in einem Wutausbruch" mit einem Hammer in viele kleine Teile zerschlagen worden, erklärte Netzer. Man gehe davon aus, dass dies während des jüdischen Aufstands gegen die Römer in den Jahren 66 bis 72 n. Chr. geschah. Die Rebellen seien für ihren Hass auf Herodes als Marionettenherrscher der römischen Besatzer bekannt gewesen.

Zu der Grabstätte in einem Mausoleum, von der nur die Basis übergeblieben ist, führte eine mehr als sechs Meter breite Steintreppe. Herodes habe sich das Herodium, wo er ein Wüstenpalast errichtet hatte, selbst als Grabstätte ausgesucht, sagte Netzer. "Der Ort und die ihrer Art nach einmaligen Funde, kombiniert mit der historischen Beschreibung, lassen keinen Zweifel daran, dass dies Herodes' Grabstätte ist", sagte Netzer.

Chronisch krank und grausam

Historiker glauben, dass Herodes besonders in den letzten Jahren vor seinem Tod an einer chronischen Krankheit, unerträglichen Schmerzen und Verfolgungswahn litt. Er ließ eine seiner zehn Ehefrauen und drei seiner Söhne hinrichten, weil diese ihm angeblich nach dem Leben trachteten. Der Überlieferung nach ließ Herodes, der sich seiner Unbeliebtheit auf der jüdischen Straße bewusst war, für seinen Todestag die Hinrichtung von 70 jüdischen Würdenträgern anordnen, um Freudenfeiern zu verhindern. Seine Schwester Salome und ihr Mann Alexas hätten jedoch die Ausführung des Befehls verweigert.

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Sara Lemel/DPA

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