Ausgrabungen Archäologischer Knüller in der Türkei entdeckt

100 Kilometer südlich der türkischen Stadt Izmir haben Bochumer Archäologen eine sensationelle Entdeckung gemacht. Sie gruben das Panionion aus, Zentralheiligtum des Ionischen Bundes gegen das Perserreich.

Ein spektakulärer Fund ist Archäologen der Bochumer Ruhr-Universität etwa 100 Kilometer südlich der türkischen Hafenstadt Izmir gelungen. Die Forscher um Professor Hans Lohmann haben im Mykale-Gebirge Überreste des so genannten Panionion aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus ausgegraben. Wie die Wochenzeitung "Die Zeit" in ihrer aktuellen Ausgabe (Donnerstag) berichtet, handelt es sich um das Zentralheiligtum des Ionischen Bundes, einem Bündnis aus zwölf griechischen Städten gegen die Bedrohung des mächtiger werdenden Perserreiches. Unter dem Dach des Ionischen Bundes blühten Kultur und Wissenschaft, der Fernhandel florierte.

Zerstörung von Menschenhand

Als "echten Knüller" bezeichnete Lohmann den Fund des archaischen, nicht überbauten Tempels. "Dadurch wird bestätigt, dass die Griechen den Kult des Gottes Poseidon Helikonios lediglich von den Karern übernommen haben", sagte Hans Lohmann am Mittwoch der dpa. Im siebten Jahrhundert besiegten die Griechen die seit langem um die kleinasiatische Stadt Melia ansässigen Karer und bauten das "Panionion".

Darüber hinaus widerlege die Entdeckung frühere Ausgrabungsergebnisse, nach denen das Heiligtum an anderen Orten Kleinasiens vermutet wurde. Erste Hinweise auf den Poseidon-Kult, dessen Opferritus das Schlachten von laut brüllenden Stieren umfasste, finden sich bereits in Homers Epos "Ilias".

Nach Lohmanns Erkenntnissen haben nicht Erdbeben oder Witterung zur Zerstörung des Bauwerks beigetragen. Vielmehr müsse es von Menschenhand absichtlich geschleift worden sein. "Mit dem Fund haben wir historische Quellen archäologisch belegt", spielt er auf entsprechende Zeugnisse unter anderem beim antiken Geschichtsschreiber Herodot an.

Im nächsten Jahr solle es eine Grabung geben, bei der die Schätze geborgen und dokumentiert werden. Es sei leider nicht möglich, die Ausgrabungsstätte in dem Gebirge wirkungsvoll zu schützen, sagte Lohmann.

DPA

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