Forschung Schöpfer von Klon-Schaf Dolly wird 60

Das weltberühmte Schaf Dolly ist seine bekannteste Schöpfung. Nun feiert Ian Wilmut seinen 60. Geburtstag. Seine Forschungstätigkeiten hat er jedoch noch lange nicht an den Haken gehängt.

Als Junge wollte er Bauer werden und entschied sich dann doch für eine Karriere als Wissenschaftler. Weltberühmt wurde er durch ein Schaf: Der britische Genforscher und Embryologe Ian Wilmut klonte mit Dolly 1996 das erste Lamm aus den Zellen eines erwachsenen Tieres und entfachte damit eine weltweite Debatte über Ethik und Zukunft des Klonens. Jetzt feiert er seinen 60. Geburtstag.

Seinen Hang zur Wissenschaft entdeckte Wilmut über Umwege. Schon als 14-Jähriger arbeitete er am Wochenende auf Bauernhöfen, weil er gerne in der Natur war. Er studierte Agrarwissenschaften, entschied sich aber nach einem Praktikum im Labor für eine Promotion in Biologie. "Ich nahm an Experimenten teil, arbeitete mit Tieren und sah zum ersten Mal Embryonen. So fing die Faszination mit Entwicklungsbiologie und Embryologie an", sagte Wilmut in einem Interview.

Kalb Frosty

Seinen Durchbruch schaffte der Wissenschaftler 1973 mit der weltweit ersten Schöpfung eines Kalbes aus einem eingefrorenen Embryo, das er humorvoll Frosty taufte. Seit 1974 arbeitet Wilmut am Roslin-Institut im schottischen Edinburgh, wo er inzwischen Professor und Abteilungsleiter ist. Wissenschaft war für ihn immer auch Vergnügen: "Wenn es dir keinen Spaß macht, solltest du etwas anderes tun."

Mitte der 80er Jahre wandte sich der Forscher dem Klonen zu, der künstlichen Reproduktion bereits existierender Lebewesen. Zusammen mit dem Zellbiologen Keith Campbell hatte Wilmut 1995 seinen ersten Erfolg mit der neuen Methode: Die aus Embryo-Zellen geklonten walisischen Bergschafe Megan und Morag wurden geboren.

Das nächste Experiment war das Klonschaf Dolly. Es entstand aus Zellen eines Schaf-Euters, die in eine entkernte Eizelle eingesetzt wurden. Am 5. Juli 1996 erblickte der erste Klon aus den Zellen eines erwachsenen Säugetieres das Licht der Welt und erhielt seinen Namen nach Country-Sängerin Dolly Parton.

Wilmut ließ im Labor die Champagner-Korken knallen und schwieg. Öffentlich bekannt wurde Dolly erst Februar 1997, als das Fachjournal "Nature" den Fachartikel Wilmuts über Dolly veröffentliche und ihm die Titelseite widmete. Fernsehteams und Journalisten aus aller Welt pilgerten nach Schottland, und Wilmut wurde ebenfalls berühmt.

Geklonte Rinder, Mäuse, Schweine und andere Tiere

Dollys öffentlicher Vorstellung folgten geklonte Rinder, Mäuse, Schweine, Ziegen, Kaninchen und Katzen. Dann kam die Enttäuschung: Dolly starb im Februar 2002 mit nur sechs Jahren. Das entspricht gerade einmal 40 Menschenjahren. Der Verdacht liegt nahe, dass geklonte Lebewesen zu frühzeitiger Alterung neigen. Dolly litt an Arthritis im linken Hinterbein und einer Lungeninfektion. Das hat die Diskussion über die Gefahren des Klonens weiter angeheizt.

Im April war Wilmut wieder in den Schlagzeilen, als er beim britischen Sender BBC ankündigte, er wolle menschliche Embryonen zu Forschungszwecken klonen. Wilmut sagte, er finde es "unmoralisch", die in Großbritannien seit 2001 zulässige Forschung nicht anzuwenden. Einen geklonten Menschen will der dreifache Vater jedoch auf keinen Fall produzieren, die Embryonen sollen nach den Experimenten zerstört werden. Wie so viele Forscher hofft Wilmut, mit Hilfe des Klonens Behandlungsmethoden für Krankheiten wie Parkinson, Diabetes oder Leukämie zu entwickeln.

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Gaby Mahlberg/DPA

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