Fossilfund Kleines, dickes Seeungeheuer

Dinocephalosaurus orientalis war ein cleveres Kerlchen. Der unförmige Dino mit dem Giraffenhals schwamm unbemerkt an seine Beute heran, um sie dann blitzartig mit gespreizten Halswirbeln in seine weit geöffnete Speiseröhre einzusaugen.

Vor 230 Millionen Jahren hat im Gebiet des heutigen Südostasiens ein kleines, dickes Seeungeheuer mit einem 1,7 Meter langen Hals gelebt. Dieser war doppelt so lang wie der Rumpf des Tieres. Von dem Fund des Saurierskelettes berichten chinesische und US-amerikanische Forscher im US-Journal "Science" (Bd. 305, S. 1931) vom Donnerstag. Mit seinem langen Hals konnte sich der Saurier seiner Beute im flachen Wasser unentdeckt nähern, ohne dass sein plumper Körper die Beutetiere aufscheuche.

Zum Fang habe der Wassersaurier seinen Kopf mit geöffnetem Maul blitzartig nach vorn geschossen und gleichzeitig seine Halsrippen gespreizt, schreibt das Team um Chun Li von der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Damit habe der Saurier seine Speiseröhre schnell weit geöffnet und Beutetiere in seiner eigenen Bugwelle eingesaugt.

Völlig für ein Leben im Wasser geschaffen

Zunächst hatte Li 2002 in der Guanling Kalksteinformation im Südosten Chinas einen Schädel und drei Reißzähne der Saurierart entdeckt. Daraufhin hatte er das Reptil "Dinocephalosaurus orientalis" getauft - was so viel bedeutet wie "Echse mit einem schrecklichen Kopf aus dem Orient". Später im Jahr stieß der Forscher auf ein fast komplettes Skelett des ausschließlich im Wasser lebenden Tieres.

Die Knochen der kurzen, plumpen Gliedmaßen seien nicht vollständig verknöchert und scheinen demnach völlig für ein Leben im Wasser geschaffen zu sein, schreiben die Paläontologen. Damit unterscheide sich der Dinocephalosaurus von den bislang bekannten Protorosauriern, die sowohl an Land als auch im Wasser lebten. Jedoch könne das Tier an Land seine Eier gelegt haben.

Langer Hals hat sich mehrfach unabhängig entwickelt

Zum richtigen Atmen müsste der Dinocephalosaurus fast horizontal im Wasser gelegen haben, da sonst der Wasserdruck auf den Lungen zu groß gewesen wäre. Eine solche Schwimmhaltung dürfte den Wasserwiderstand weiter reduziert haben, schreiben die Wissenschaftler in "Science".

Im Gegensatz zu Protorosauriern aus Europa und dem Nahen Osten, die zwölf lange Halswirbel hätten, habe der Dinocephalosaurus 25 etwas kürzere Wirbel. Da beide Arten nicht unmittelbar miteinander verwandt seien, müsse sich der Giraffenhals zwei Mal innerhalb der Familie der Protorosaurier entwickelt haben, schreiben die Autoren. "Der Dinocephalosaurus wirft ein neues Licht auf die Evolution der Protorosaurier".

DPA

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