Um sich nicht aus Versehen noch einmal mit ihm zu paaren, markieren Grillenweibchen ihre Sexualpartner. Das haben amerikanische Forscher bei einer Studie mit Kurzflügelgrillen (Gryllodes sigillatus) beobachtet. Mit dieser Taktik stellen die Insektenfrauen sicher, dass sie möglichst unterschiedliches genetisches Material von möglichst vielen verschiedenen Männchen erhalten, und erhöhen so die Überlebenschancen ihres Nachwuchses. Über ihre Arbeit berichten Tracie Ivy und ihre Kollegen von der Staats-Universität von Illinois in Normal in der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences" (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2005.3222).
Brautgeschenke, Belästigungsschutz oder einfach nur Sperma
In vielen Insektenspezies ziehen die Weibchen neue, ihnen bisher unbekannte Partner den Männchen vor, mit denen sie sich schon einmal gepaart haben. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Manche Weibchen maximieren damit die Menge an Brautgeschenken, andere verhindern so eine Belästigung durch ein und dasselbe Männchen und wieder andere vergrößern ihren Vorrat an Sperma. Je mehr verschiedene Partner ein Weibchen hat, desto größer sind außerdem die Überlebenschancen seines Nachwuchses. So sinkt beispielsweise die Gefahr, dass alle Eier eines Geleges von einem Partner befruchtet werden, dessen Gene nicht zu denen des Weibchens passen.
Wie die Weibchen jedoch erkennen, mit welchem Männchen sie sich schon einmal gepaart haben, war bislang völlig unklar. Um zu untersuchen, ob der individuelle Duft eine Rolle spielt, griffen die Forscher um Ivy zu einem Trick: Sie züchteten ihre Testgrillen durch Inzucht, so dass die Geschwister einer Linie sehr ähnliches Erbgut und damit auch einen ähnlichen Körpergeruch besaßen. Dann ließen sie Weibchen aus verschiedenen Abstammungslinien zwischen Männchen wählen, die sich zuvor entweder mit einer Schwester des Weibchens oder mit einem fremden Weibchen gepaart hatten.
Persönliche Duft der Männchen spielt keine Rolle
Das Ergebnis: Die Weibchen verschmähten eindeutig die Männchen, die sich zuvor mit ihren Schwestern abgegeben hatten - nach Ansicht der Forscher ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Weibchen ihre Partner während der Kopulation mit ihrem individuellen chemischen Stempel markieren. Da sich der persönliche Duftcocktail der Geschwister innerhalb der Linien sehr stark ähnelt, erkennen die Weibchen im Geruch ihrer Schwestern demnach ihren eigenen Körpergeruch und lassen die markierten Männchen links liegen. Der persönliche Duft der Männchen spielte dagegen keine Rolle, erklären die Wissenschaftler. Sie vermuten, damit einen allgemeinen Mechanismus entdeckt zu haben, mit dem auch andere Tiere eine mehrmalige Paarung verhindern.
DDP