Die britischen Behörden haben Wissenschaftlern erstmals das Klonen menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken erlaubt und dürften damit die Diskussion über die Grenzen der Gentechnik wieder anheizen.
Ähnliches Verfahren wie bei Klon-Schaf Dolly
In einem Verfahren, das dem beim Klon-Schaf Dolly ähnelt, werden die Wissenschaftler Klone von Embryonen schaffen, um aus ihnen embryonale Stammzellen zu gewinnen. Diese Zellen gelten als besonders wichtig für mögliche Therapien etwa bei Diabetes, Alzheimer oder Parkinson. Sie besitzen die Fähigkeit, sich in jedes Gewebe zu entwickeln, das im menschlichen Körper vorkommt. Die geklonten Embryonen sollen noch als Zellhaufen innerhalb der ersten 14 Tage nach ihrer Schaffung wieder zerstört werden und die Größe eines Stecknadelkopfes nicht übersteigen.
"Diese Forschung sollte einen wertvollen Einblick in die Entwicklung vieler Krankheiten liefern und Millionen Patienten zu Gute kommen", sagte Miodrag Stojkovic von der Universität in Newcastle der Nachrichtenagentur Reuters. "Es geht nicht darum, Säuglinge zu klonen." Es sei seines Wissens nach das erste Mal, dass in Europa das Klonen menschlicher Embryonen erlaubt werde. In diesem Jahr haben bereits Wissenschaftler in Südkorea bekannt gegeben, Embryonen geklont zu haben.
Therapie mit Stammzellen frühestens in fünf Jahren
Stojkovic geht davon aus, dass es mindestens noch fünf Jahre dauern wird, bevor Patienten auf Grund dieser Forschungen mit Stammzellen therapiert werden können. Beim Klonen wird der Zellkern aus einer Eizelle entfernt und durch den Kern einer Körperzelle wie etwa einer Hautzelle ersetzt.
Das therapeutische Klonen ist in Großbritannien seit 2001 erlaubt und wird von einer eigens dafür geschaffenen Behörde (HFEA) überwacht. Abtreibungsgegner sind unterdessen gegen das Klonen. Sie werfen den Forschern vor, menschliches Leben zu schaffen, um es dann wieder zu zerstören. "Das Klonen umfasst die Herstellung einer neuen Art menschlichen Wesens... mit der ausdrücklichen Absicht es es nach der Herausnahme der Stammzellen wieder zu zerstören", sagte Jack Scarisbrick, Chef der Abtreibungsgegner der Gruppe "Life". "Das ist die Manipulation, Ausbeutung und Trivialisierung menschlichen Lebens auf die Furcht erregendste Weise."
"Großer Schritt für die Wissenschaft
Die Chefin der HFEA, Suzi Leather, sagte, ihre Behörde habe alle wissenschaftlichen, ethischen, gesetzlichen und medizinischen Aspekte bei der Genehmigung des Projekts berücksichtigt. "Das ist ein wichtiges Forschungsgebiet und verantwortlicher Umgang mit Technologie." Wissenschaftler begrüßten die Entscheidung als großen Schritt, um Medizinforschern das Verstehen und die Behandlung von Krankheiten zu erleichtern. "Das therapeutische Klonen wird in naher Zukunft ein wichtiges Werkzeug sein, um die Fähigkeiten von Stammzellen zur Behandlung einiger der größten Krankheiten zu nutzen, die Menschen bedrohen", sagte John Harris, Bioethik-Professor an der Universität Manchester.