Immunabwehr "Spiderman" - der Held des Körpers

Wie der Comic-Held "Spiderman" fangen weiße Blutkörperchen Bösewichter mit Netzen ein. Erreger verfangen sich in den feinen Fasern aus DNA und Proteinen und werden abgetötet.

Weiße Blutkörperchen fangen Bakterien mit Netzen ein: Diesen bislang unbekannten Abwehrmechanismus haben Wissenschaftler vom Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie entdeckt. "Wie 'Spiderman' werfen die Zellen Netze aus und töten die Bösewichte darin", sagte Arturo Zychlinsky, einer der Studienautoren. Zuvor war nur bekannt, dass bestimmte weiße Blutkörperchen (Neutrophile) Bakterien aufnehmen und "auffressen". "Wenn wir verstehen, wie die Neutrophilen die Netze produzieren, können wir vielleicht auch neue Medikamente finden", sagte Zychlinsky.

Die feinen Netze, auf den Namen NETs getauft, wurden unter dem Rasterelektronenmikroskop entdeckt. "Wir wissen nun, dass sie da sind, und müssen herausfinden, wie wichtig sie bei der Krankheitsabwehr sind", sagte Zychlinsky, der 2001 aus New York als Direktor der Abteilung Zelluläre Mikrobiologie an das Berliner Institut kam. Auch andere Wissenschaftler hätten die Netze bemerkt, aber ihre Bedeutung nicht gleich erfasst. "Manche dachten, sie hätten Schmutz unter dem Mikroskop." Die Berliner Ergebnisse werden im US-Fachjournal "Science" veröffentlicht.

"Manche dachten, sie hätten Schmutz unter dem Mikroskop"

Die feinen Fasern bestehen unter anderem aus einem Gemisch aus DNA und Proteinen, das sich normalerweise im Zellkern befindet. "Dieses Gemisch entwaffnet die Bakterien einerseits, sie verlieren zum Beispiel die Fähigkeit, Zellen zu befallen, und andererseits tötet es die Krankheitserreger ab", erläuterte Zychlinsky. So wirkten die Netze etwa gegen Salmonellen oder Staphylokokken, die eine Lebensmittelvergiftung hervorrufen können. Und auch Shigellen, die Erreger der Bakterienruhr, seien ausgeschaltet worden. Die NETs wurden unter anderem bei Patienten mit Blinddarmentzündung nachgewiesen.

DPA
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