Normalerweise ist der Arktische Ozean am Nordpol von dichten Eismassen bedeckt. Doch im Laufe dieses Sommers könnte sich das ändern: Es besteht eine 50-prozentige Chance, dass der Nordpol bis September eisfrei ist, verkündet Mark Serreze vom US-Datenzentrum für Schnee und Eis der britischen Tageszeitung "Independent".
Bereits im April äußerte der Geograf Serreze diese Befürchtung im "New Scientist". Der Grund für die dramatische Prognose: Die Eisdecke auf dem Nordpolarmeer ging bereits im Sommer 2007 deutlich zurück. In den folgenden Wintermonaten bildete sich zwar neues Eis. Aber diese frischen Eisschichten sind vergleichsweise dünn und tauen daher deutlich schneller ab als die über viele Jahre entstandenen Massen.
"Soweit ich weiß, ist es das erste Mal, dass der Nordpol mit großen Flächen Eis bedeckt ist, das im vergangenen Herbst und Winter entstanden ist", sagte Serrreze im "Independent". Wenn nun die Wetterverhältnisse das Tauen begünstigen, könnten wir in zwei oder drei Monaten einen eisfreien Nordpol erleben.
Finden sich an Stellen, die vorher von Eis bedeckt waren, Wassermassen, treibt dies die große Schmelze weiter voran: Denn die dunklere Wasseroberfläche wärmt sich durch die Sonne stärker auf als das weiße Eis, was die Erwärmung in der Region verstärkt. Dass das Eis im hohen Norden schmilzt, ist kein neuer Trend: Seit mehr als einem Jahrzehnt schwindet Jahr für Jahr mehr Eis.
Setzt sich dieser Trend weiter fort, wird das auch die Begehrlichkeiten der Anrainerstaaten wecken, die Bodenschätze zu plündern, die man am Grund des Polarmeers vermutet.