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Massentierhaltung Viele Masthähnchen können kaum laufen

Hühnerfleisch ist beliebt. Deshalb zielt die Züchtung von Masthähnchen darauf, dass die Tiere möglichst schnell Gewicht zulegen. Die Gesundheit der Vögel bleibt dabei auf der Strecke. Nach einer aktuellen britischen Untersuchung hat jeder vierte Vogel Probleme beim Laufen.

Viele Masthähnchen leiden unter Bewegungsproblemen. Schuld daran sind die Zuchtmethoden, die sich mehr am größtmöglichen Profit als an der Tiergesundheit orientierten, schreiben Toby Knowles von der Universität Bristol und seine Kollegen im Fachjournal "Plos One" (online veröffentlicht). Sie hatten im Auftrag des britischen Landwirtschaftsministeriums den Gesundheitszustand von 51.000 Tieren begutachtet. Die untersuchten Tiere stammten von fünf Produzenten, die zusammen mehr als die Hälfte der Masthähnchen in Großbritannien halten. Zwei Betriebe lehnten es ab, an der Studie teilzunehmen. Weltweit werden rund 20 Milliarden Masthähnchen unter ähnlichen Bedingungen gezüchtet.

Die Wissenschaftler teilten die Bewegungsfähigkeit der begutachteten Masthähnchen in sechs Kategorien ein. Nur jedes 45. Tier lief demnach völlig normal. 3,3 Prozent waren nahezu unfähig zu laufen. Insgesamt zeigten im Alter von 40 Tagen 27,6 Prozent der Tiere klare Bewegungsstörungen. Es gibt Hinweise aus Studien mit Schmerzmittel, dass Vögel mit solchen Störungen Schmerzen haben, schreiben die Autoren.

Ursache für die Bewegungsprobleme ist häufig die extreme Gewichtszunahme der Tiere. Masthähnchen nehmen heute in ihrem rund 40 Tage kurzen Leben im Schnitt 100 Gramm täglich zu, erläutert die Gruppe um Knowles. Vor 50 Jahren lag dieser Wert bei 25 Gramm pro Tag. Bei der an den Kosten der Fleischproduktion ausgerichteten Züchtung sei die Tiergesundheit vielfach auf der Strecke geblieben.

Nachtruhe und Platz

Die Forscher nennen eine Reihe von Faktoren, die sich zugunsten der Tiere ändern ließen. Der Platz, der den Tieren in den Zuchthallen zur Verfügung steht, ist von elementarer Bedeutung. Welchen Platz die Hühner mindestens haben sollten, ist seit 2007 in einer EU-Richtlinie festgelegt: Auf den Quadratmeter Stallfläche passen demnach, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden, 39 Kilogramm Huhn - das entspricht etwa 19 Hühnern. Tierschutzorganisationen kritisieren diesen Richtwert.

Auch das Schlachtalter, die Wahl des Futters sowie die Zahl der Nachtstunden, die den Tieren zugestanden würden, zeigten in der britischen Untersuchung große Auswirkungen auf die Bewegungsfähigkeit. Je jünger die Tiere sind, desto weniger Beinprobleme haben sie - und zusätzliche Stunden in Dunkelheit mindern die tägliche Nahrungsaufnahme.

Eine länge Nachtruhe und andere Futtermittel würden natürlich die Wachstumsrate und damit die Fleischproduktion einschränken. Eine Debatte über die Nachhaltigkeit der gegenwärtigen Zuchtpraxis sei jedoch nötig, meinen die Forscher, damit man ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftlichkeit und moralischen Verpflichtungen finden könne. Die Verbraucher wüssten meist wenig über die Art und Weise, wie das Fleisch erzeugt werde, und reagierten auf entsprechende Details oft geschockt. Um die Nachfrage nach dem weltweit beliebtesten Fleisch zu sichern, müssten Fleischerzeuger und Forscher zusammen an einer besseren Zuchtpraxis arbeiten.

DPA/bub DPA

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