Meereslebewesen Mikrowellen-Strahlen gegen blinde Passagiere

Im Ballastwasser von Schiffen reisen Meereslebewesen um die Welt - und gelangen in fremde Ökosysteme, wo sie verheerend wirken können. US-Forscher schlagen nun eine Methode vor, um die blinden Passagiere loszuwerden: Mikrowellen-Strahlen.

Mikrowellen könnten künftig Meereslebewesen abtöten, die mit dem Ballastwasser von Schiffen um die Erde reisen und so in fremde Ökosysteme eindringen. Das schlagen US-amerikanische Wissenschaftler vor, die ein entsprechendes Verfahren in Labortests erprobt haben. Die Forscher um Dorin Boldor von der Staatsuniversität von Louisiana in Baton Rouge erhitzten mit einem Mikrowellenstrahler Wasser auf Temperaturen von rund 55 Grad Celsius. So wurden Algen, Kleinkrebse und die Larven von Austern zuverlässig abgetötet wurden. Das Verfahren arbeite zwar sehr umweltfreundlich, sei jedoch mit hohen Kosten verbunden, berichtet der Onlinedienst des Wissenschaftsmagazins "New Scientist".

Schätzungen zufolge werden jedes Jahr etwa 10 Milliarden Tonnen Ballastwasser über die Weltmeere bewegt und ausgetauscht. Das Wasser wird von nicht voll beladenen Schiffen an Bord genommen, um die Stabilität des Schiffes zu gewährleisten. Mit dem Ballastwasser kommt es zu einem stetigen Austausch artfremder Meerestiere und -pflanzen, was teilweise mit gravierende ökologische Folgen hat. Ein prominentes Beispiel ist die Zebramuschel, die sich von Osteuropa kommend seit einigen Jahrzehnten in den Großen Seen Nordamerikas ausgebreitet und beispielsweise im Eriesee das Ökosystem massiv verändert hat. Auch die chinesische Wollhandkrabbe gelangte so nach Europa.

Hohe Energiekosten

Wissenschaftler suchen daher nach Methoden, die Organismen im Ballastwasser abzutöten. Weil die Behandlung mit Chemikalien effektiv, aber umweltgefährdend ist, arbeiten die Forscher um Dorin Boldor nun an einem Verfahren, das mit Hitze arbeitet. Sie ließen in ihren Tests Wasser durch eine Röhre strömen, wobei es durch einen Mikrowellenstrahler erhitzt wurde. Dabei analysierten sie bei verschiedenen Behandlungsdauern die Überlebensrate von Meereslebewesen, die sie im Wasser herangezüchtet hatten. Die Auswertung zeigte, dass das Wasser bereits nach wenigen Hitzeimpulsen weitgehend frei von lebenden Organismen war. Nun wollen die Wissenschaftler ihr Verfahren so anpassen, dass es auch in realen Schifftanks anwendbar ist.

Größtes Hindernis könnten jedoch die hohen Energiekosten der Behandlung sein: Nach Schätzungen wird die Desinfektion Energie im Wert von rund einem Dollar pro Tonne verschlingen. Bei bis zu 70.000 Tonnen Ballast pro Schiff würden so erhebliche Kosten auf die Reeder zukommen.

DDP
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