Sie ist gepanzert, mit Tarnfarben ausgerüstet und extrem mobil. Wenn sie sich bedroht fühlt, sondert sie eine faulig riechende Flüssigkeit ab. Gerade erst hat ihre deutlich kleinere Verwandte, die Bettwanze, New York und andere US-Großstädte unsicher gemacht. Jetzt fällt die Marmorierte Baumwanze über die ländlichen Gebiete der Atlantikküste her, frisst sich durch Obstgärten, Maisfelder, Gemüsebeete - und riecht dabei auch noch ekelerregend: "Stink bugs", wie man sie in den USA nennt, machen den "bed bugs" den Titel der "Plage des Jahres" streitig. Unter dem Tier leiden vor allem die Landwirte. Obstbauern in Pennsylvania, Maryland und New Jersey berichten über Ernteausfälle insbesondere bei Äpfeln und Pfirsichen. "Wir schätzen den Schaden auf mindestens 25 Prozent", sagt Mark O'Neill vom Pennsylvania Farm Bureau in Camp Hill. Zwar ist die Substanz nicht giftig, und auch sonst sind die Tiere für Menschen ungefährlich. Selbst das von ihnen angefressene Obst und Gemüse ist durchaus noch essbar. Nur kaufen mag es keiner mehr.
Da hilft auch kein Fliegengitter
Doch auch Vorstadtbewohner klagen über die braun-beige gemusterten Krabbler, die über ihre Gärten herfallen und sich trotz gut anderthalb Zentimetern Länge durch schmalste Ritzen in die Häuser zwängen, wo es warm ist und sie überwintern können. Zu Dutzenden, manchmal Hunderten sitzen sie an Fenstern und Wänden. Sie purzeln aus Wischmops und Vorhängen, kriechen aus Rockfalten und Hosentaschen. "Lassen wir die Fenster auf, schaffen es trotz Fliegengittern immer fünf, sechs 'stink bugs' in die Wohnung", klagt Petra Spies, Studentin aus Princeton mit einem Apartment am Waldrand. Wegen ihres Panzers sind die Wanzen allerdings gar nicht so leicht zu töten. "Und wenn man die erschlägt, muss man gleich wieder lüften", so Spies.
Kein Insektizid und kein natürlicher Feind hilft bisher gegen die Wanzenplage. Das liegt auch daran, dass die Tiere sozusagen illegal eingewandert sind: Die ersten kamen vor zehn bis 15 Jahren wohl als blinde Passagiere auf Containerschiffen aus Ostasien. Dort ernährt sich eine Wespenart von den Eiern der Stinkwanzen, sodass sie sich in Japan oder China nicht übermäßig vermehren. Ob diese Wespen zur Bekämpfung der Plage auch in den USA taugen könnten oder ob man besser mit Fallen arbeitet, wird jetzt von Wissenschaftlern geprüft - doch das braucht Zeit.
Stinkwanze auch in Deutschland gesichtet
Inzwischen sind die "stink bugs" in fast 30 US-Bundesstaaten aufgetaucht, darunter Kalifornien und Oregon. "Sie fahren gern per Anhalter, klettern auf Lastwagen, Pkws oder Bahnwaggons", sagt Lynette Yang, Entomologin bei einer US-Schädlingsbekämpfungsfirma. Schon 2009 wuchs die Stinkwanzen-Population um rund 60 Prozent. "Auch 2010 gehen wir von einem enormen Zuwachs aus", sagt Yang. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir bald ein Gegenmittel finden."
Europas Landwirte sollten die Daumen drücken. Denn auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern wurden bereits Stinkwanzen gesichtet.