Bei der Explosion einer Satelliten-Träger- Rakete sind am Freitag im Nordosten Brasiliens auf der Luftwaffenbasis Alcantara mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte Verteidigungsminister José Viegas in Rio de Janeiro mit. Nachrichtenagenturen berichteten allerdings unter Berufung auf die brasilianische Raumfahrtagentur AEB von "rund 25 Todesopfern". Es gebe außerdem zahlreiche Verletzte, hieß es.
Opfer im Kontrollturm
Minister Viegas erklärte, ein "ungewollter Zündungsprozess" an einem der vier Motoren der Rakete VLS-1 habe den Unfall auf der Basis im Bundesland Maranhao verursacht.
Tödliche Raumfahrtunglücke am Boden
23. Oktober 1960 UdSSR - 165 Tote: Im Raumfahrtzentrum Baikonur explodiert eine SS-7-Rakete, die eine Sonde ins All befördern soll. 165 Menschen sterben.
18. März 1980 UdSSR - 50 Tote: In der sowjetischen Raumfahrtbasis Plessezk 860 Kilometer nördlich von Moskau explodiert eine Wostok- Rakete während des Auftankens. 45 Soldaten werden sofort getötet, 5 sterben in den folgenden Tagen. Der Unfall wird erst 1989 von den Behörden bestätigt. 9 weitere Menschenleben soll eine Raketenexplosion in Plessezk am 26. Juni 1973 gefordert haben.
26. Januar 1995 China - 6 Tote: Nach missglücktem Start zerbersten in China eine Rakete vom Typ "Langer Marsch 2E" und der Telekommunikationssatellit "Apstar 2". Die Trümmer erschlagen sechs Menschen.
15. Februar 1996 China - 6 bis über 100 Tote: Wenige Sekunden nach dem Start vom Raumfahrtzentrum Xichang explodiert eine chinesische Rakete vom Typ "Langer Marsch 3B" mit einem amerikanischen Fernmeldesatelliten und stürzt auf mehrere Häuser. Nach offiziellen Angaben sterben 6 Menschen, inoffizielle Quellen sprechen von mehr als 100 Toten.
15. Oktober 2002 Russland - 1 Toter: Eine unbemannte Sojus- Trägerrakete explodiert unmittelbar nach dem Start vom Weltraumbahnhof Plessezk und stürzt in einen Wald. Ein Soldat wird getötet, acht weitere werden verletzt.
Das sei bei der Vorbereitung eines für Montag geplanten Abschusses der Rakete gegen 13.30 Uhr passiert. Die meisten der Opfer waren den amtlichen Angaben zufolge Zivilisten, die im Kontrollturm gearbeitet hätten. "Die genauen Umstände des Unfalls werden so schnell wie möglich geklärt werden", versprach Viegas.
Die Rakete vom Typ VLS-3 sollte in der kommenden Woche zwei Forschungssatelliten ins All bringen. Brasilien hätte damit das erste Land Lateinamerikas werden sollen, das selbst Satelliten ins All befördern kann.
6,5 Millionen Dollar pro Rakete
Die Rakete sollte am Montag mit zwei Satelliten ins All starten. Dies war bereits der dritte Unfall mit einer Rakete auf dem Stützpunkt Alcantara nach den gescheiterten Abschussversuchen 1997 und 1999. Der Bau jeder dieser Satelliten-Träger-Raketen kostete Brasilien nach offiziellen Angaben 6,5 Millionen US-Dollar. Das südamerikanische Land verhandelte dieser Tage über gemeinsame Satelliten-Programme mit der Ukraine.