Die Dinosaurier sind einer neuen Überblicks-Studie zufolge tatsächlich wegen eines Meteoriteneinschlags ausgestorben. Demnach war der Aufprall des etwa 10 bis 15 Kilometer großen Gesteinsbrockens so heftig, dass mehr als die Hälfte aller damals lebenden Tier- und Pflanzenarten vermutlich schon innerhalb weniger Tage ein Ende fand. "Wenn man die vielen neuen Informationen der letzten Jahre zusammenbringt, bleibt nur ein einziger großer Impact übrig", erläutert Studiengruppenleiter Peter Schulte von der Universität Erlangen-Nürnberg. Die 41 Wissenschaftler analysierten Daten, die in den vergangenen 20 Jahren zum Thema veröffentlicht wurden, sowie mehrere Computersimulationen.
Die Theorie stammt bereits aus den frühen 1980er Jahren. Damals entdeckten Forscher, dass in der KT-Grenze - einer Gesteinsschicht, die etwa 65,5 Millionen Jahre alt ist und die Kreide- von der Tertiärzeit trennt - das auf der Erde normalerweise sehr seltene Metall Iridium ungewöhnlich stark vertreten ist. Da Asteroiden und Kometen mehr Iridium enthalten als Erdgestein, weist die Anreicherung auf einen Einschlag hin. Die sonstige Beschaffenheit der Schicht deutete auf einen Aufprall im Bereich des Golfs von Mexiko hin, wo 1991 auch tatsächlich der bis zu 200 Kilometer breite Chicxulub-Krater entdeckt wurde.
In bis zu 1500 Kilometer Entfernung alles zerstört
Als der Meteorit einschlug, soll er etwa eine Milliarde Mal so viel Energie freigesetzt haben wie die Atombombe über Hiroshima. "In der unmittelbaren Umgebung bis in etwa 1500 Kilometer Entfernung ist durch die Hitze, durch Erdbeben und Tsunamis wirklich alles zerstört worden", schildert Peter Schulte von der Universität Erlangen. "Dazu kamen Konsequenzen für die gesamte Erde: Große Mengen Staub und sehr viel Ruß gelangten in die Atmosphäre. Zudem wurde aus dem Untergrund der Halbinsel sehr plötzlich in großen Mengen Schwefel freigesetzt."
Die Folge: Sonnenstrahlen drangen nicht mehr bis zur Erde durch, es wurde schlagartig für einige Jahre deutlich kälter. "Dadurch brachen ganze Nahrungsketten zusammen", fasste Schulte den Stand der Forschung zusammen. So sei nachweisbar der Bestand des Planktons im Meer massiv zurückgegangen, Bäume verschwanden. Damit fehlte jedoch die Nahrung der Pflanzenfresser, auf die ihrerseits Fleischfresser wie die Dinosaurier angewiesen waren.
Skeptiker bezweifeln allerdings, dass der Einschlag und das Massensterben am Ende der Kreidezeit zusammenhingen. Stattdessen vermuten sie die Ursache im heutigen Indien, im sogenannten Dekkan-Trapp, wo sich zur fraglichen Zeit ein aktiver Supervulkan befand, der über 1,5 Millionen Jahre hinweg große Mengen Staub, Schwefel und Gase ausstieß. Die These konnten Schulte und seine Kollegen nun widerlegen: Die Abnahme der Fossilienmenge und -vielfalt folgte dem Iridium-Anstieg im Gestein so abrupt, dass die stetige vulkanische Aktivität nicht der Auslöser gewesen sein kann - vor allem, weil in den 500.000 Jahren zuvor lediglich geringe Veränderungen stattfanden. Zudem stamme die häufig geäußerte These, der Einschlag habe viel früher stattgefunden als das Massensterben, aus einer Fehlinterpretation geologischer Daten: Der Aufprall habe die Schichten in dem betroffenen Gebiet derartig durcheinandergebracht, dass sie kaum noch zuverlässige Informationen liefern könnten, sagen die Forscher.