Eigentlich sollten Balou (10) und Klara (9) im Stralsunder Tierpark irgendwann für Nachwuchs sorgen. Doch am Samstag hat der Braunbär seine Artgenossin wie aus heiterem Himmel angegriffen. Die Attacke habe sich urplötzlich und vor zahlreichen Besuchern ereignet, berichtet Zoo-Chef Christoph Langner am Sonntag mit bedrückter Stimme. Zoogäste, die Augenzeugen des Angriffs wurden, hätten sofort die Tierparkleitung alarmiert. "Aber wir konnten nichts mehr tun." Man habe versucht, Balou mit Knallfröschen und Feuerlöschern abzulenken. Doch es sei zu spät gewesen, um ihn durch eine Betäubung außer Gefecht zu setzen. Klara starb im gemeinsamen Gehege.
"Was da passierte, ist absolut tragisch und muss von uns erstmal verarbeitet werden", sagt Langner. Nach Angaben von Stadtsprecher Peter Koslik waren die beiden Tiere die einzigen Exemplare ihrer Art in dem zoologischen Garten. Sie gehören zu bedrohten Syrischen Braunbären, die ein beigefarbenes Fell haben. In Deutschland wird diese Art nur in fünf Zoos gehalten, alle der bis zu 2,60 Meter großen Tiere sind in einem Europäischen Zuchtbuch registriert.
Noch am Samstagmorgen sei Klara unbehelligt von Balou durch das Gehege gestreift, erklärte der Tierpark-Chef. Die Futterausgabe sei ohne Probleme verlaufen. Wie genau es dann zu dem Kampf und den Verletzungen Klaras kam, sei noch völlig unklar, sagte Langner. "Es muss von jetzt auf gleich eskaliert sein. Wie und warum - darüber können wir nur mutmaßen."
Weil Braunbären in der Regel Einzelgänger sind, sei es äußerst schwierig, sie zum richtigen Zeitpunkt zur Paarung zusammen zu bringen, meinte Langner. Der Greifswalder Zoologe Peter Michalik bestätigte dies. "Einem solchen Verhalten kann ein sehr komplexes Problem zugrunde liegen", erklärte er. "Der männliche Bär war sicherlich gestresst. Vielleicht hat das Weibchen die Paarung immer wieder abgelehnt." Dies seien zunächst aber reine Vermutungen.