Frankreich Jäger verurteilt, nachdem er in Todesangst eine angreifende Bärin erschoss

Braunbär in den Pyrenäen
Braunbär in den Pyrenäen
© AFP
Ein Jäger in Frankreich überlebte schwer verletzt eine Beißattacke einer Braunbärin. Für seine tödlichen Schüsse auf das Tier wurde er dennoch verurteilt.

Weil er eine Bärin erschossen hat, ist ein 81 Jahre alter französischer Jäger zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht in Foix verurteilte seine 15 Jagdgenossen am Dienstag zu Geldstrafen in Höhe von mehreren Hundert Euro und zum Entzug des Jagdscheins. Alle Angeklagten müssen gemeinsam 60.000 Euro an die Tierschutz- und Umweltorganisationen zahlen, die als Nebenkläger aufgetreten waren. 

Der 81-Jährige hatte während des Prozesses betont, dass er die Bärin namens Caramelles aus Notwehr erschossen habe. Er hatte nach eigener Darstellung zunächst zwei Bärenjungen entdeckt und war dann von der etwa 150 Kilo schweren Bärenmutter angegriffen worden. Der Mann wurde dabei schwer verletzt.

"Sie packte mich am linken Oberschenkel, ich geriet in Panik und feuerte einen Schuss aus dem Gewehr ab. Sie wich zurück und knurrte, sie ging um mich herum und biss mir in die rechte Wade, ich fiel, sie biss mir ins Bein, ich spannte mein Gewehr und schoss. Sie starb fünf Meter weiter unten", so der Jäger.

Tier- und Naturschutzorganisationen als Nebenkläger

Das Gericht verurteilte ihn wegen des Tötens eines geschützten Tieres. Zudem hatte er die Jagdregeln nicht beachtet. Die Wildschweinjäger waren im November 2021 teilweise in ein Schutzgebiet in der Nähe des Mont-Valier in den Pyrenäen eingedrungen. Der Bär wurde etwa 400 Meter außerhalb des Jagdgebietes getroffen. 

Einer der Jäger hatte vor Gericht betont, dass die Markierung des Jagdgebietes schlecht zu erkennen sei. "Es ist ihre Pflicht, zu wissen, wo genau die Jagd erlaubt ist", hatte der Staatsanwalt Olivier Mouysset entgegnet. 

Mehrere Tier- und Naturschutzorganisationen waren als Nebenkläger aufgetreten. "Sie sind nicht grundsätzlich gegen die Jagd, aber sie wollen, dass die Regeln respektiert werden, damit die Umwelt keinen Schaden nimmt", hatte die Anwältin Julie Rover betont.

Braunbären werden wieder in Frankreich angesiedelt

Bären waren in den französischen Pyrenäen zu Beginn der 90er Jahre so gut wie ausgestorben. Die derzeitige Population geht auf wieder angesiedelte Bären aus Slowenien zurück. Ihre Zahl nimmt stetig zu, 2024 wurden 96 Bären identifiziert, die Gesamtpopulation wird auf bis zu 127 Bären geschätzt. 

Damit sei jedoch noch nicht garantiert, dass die Gruppe dauerhaft bestehe, erklärte die Behörde für Artenvielfalt. Inzest unter Bären bedrohe, deren genetische Vielfalt zu verringern. Bärenschützer fordern daher die Aussetzung weiterer Tiere. 

Dies wiederum löst den Widerstand von Viehzüchtern aus, die immer wieder Angriffe von Bären auf ihre Herden erleben. Im vergangenen Jahr wurden 310 Angriffe von Bären auf Rinder, Schafen und Ziegen gemeldet, 39 weniger als im Vorjahr. 

AFP · DPA
epp

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