Universum "Babybild" des Universums

Das bislang beste "Babybild" des Universums gibt Aufschluss über die Zusammensetzung und das exakte Alter des Universums sowie über das Aufflammen der ersten Sterne

Der NASA-Satellit MAP hat das bislang beste "Babybild" vom Universum aufgenommen. Die Spezialsonde spähte 13,7 Milliarden Jahre zurück auf das "Abendrot" des erlöschenden Urknalls. Die am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in Washington vorgestellten Daten beantworten fundamentale Fragen der Kosmologen. Dazu gehören unter anderem die Zusammensetzung und das exakte Alter des Universums sowie das Aufflammen der ersten Sterne. Die MAP-Beobachtungen und könnten sich nach Einschätzung der NASA als eines der wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse der vergangenen Jahre erweisen.

Zwölf Monate lang beobachtete MAP das "Echo des Urknalls", die so genannte Kosmische Hintergrundstrahlung. Sie stammt aus einer Zeit, als das Universum erst etwa 380 000 Jahre alt war. Eingebrannt in dieses Nachleuchten des Feuerballs, aus dem alles entstand, ist das Abbild des jungen Universums.

Dank der Präzisionsbeobachtungen kennen die Forscher jetzt unter anderem das exakte Verhältnis der "Zutaten zum kosmischen Kuchen", betont Matthias Steinmetz, Direktor am Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP). Demnach macht die normale Materie, aus der alle Sterne, Planeten und Lebewesen bestehen, nur 4 Prozent des gesamten Inhalts des Universums aus. 23 Prozent gehen auf das Konto der immer noch weitgehend unbekannten Dunklen Materie. Den weitaus größten Anteil hat mit 73 Prozent aber die derzeit vollkommen rätselhafte "Dunkle Energie", die das Universum entgegen der Schwerkraft immer schneller auseinander treibt. "Diese Zahlen sind ein Meilenstein für unser Bild vom Universum", urteilt die NASA-Direktorin für Astronomie und Physik, Anne Kinney.

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Weltall 13,7 Milliarden Jahre alt

Darüber hinaus hat MAP das Alter des Weltalls mit einer Unsicherheit von nur einem Prozent auf exakt 13,7 Milliarden Jahre bestimmt. "Eines der überraschendsten, allerdings auch unsichersten Ergebnisse betrifft die ersten Sterne", erläutert Steinmetz. Demnach entzündete sich bereits 200 Millionen Jahre nach dem Urknall das Feuer der ersten Sonnen - viel früher als bislang angenommen. Für Charles L. Bennett vom Goddard Space Flight Center der NASA sind die MAP-Daten "eine wahre Goldmine": "Mit diesem Porträtfoto können wir das Universum mit zuvor unerreichter Genauigkeit beschreiben."

Das Nachglimmen des Urknalls hat sich im Laufe der Äonen von vielen tausend auf frostige 2,73 Grad über dem absoluten Nullpunkt der Temperatur (-273,15 Grad Celsius) abgekühlt. In der bemerkenswert gleichmäßig über den Himmel verteilten Mikrowellen-Strahlung haben die MAP-Forscher nach winzigen Schwankungen von nur wenigen millionstel Grad gefahndet, so genannten Anisotropien. Dieses "kosmische Kräuseln" zeigt die frühesten Strukturen im jungen Weltall, die Keimzellen heutiger Galaxien.

"Die Sonde hat den Grundaufbau unseres Universums mit unerreichter Genauigkeit vermessen", sagt Steinmetz. "Die Beobachtungsdaten sind eine hervorragende Bestätigung des Standardmodells des Kosmos und der Strukturbildung."

Erstmals hatte bereits der MAP-Vorgänger COBE (Cosmic Background Explorer) Anfang der 90er Jahre das kosmische Kräuseln in der Hintergrundstrahlung entdeckt. Seine Auflösung war aber zu schlecht, um auch kleinräumige Variationen zu erkennen. In der Zwischenzeit haben Experimente von Forschungsballonen aus die Schwankungen in einigen Himmelsausschnitten mit großer Detailgenauigkeit untersucht. Der Blick auf das gesamte Universum wurde aber erst durch die im Sommer 2001 gestartete Raumsonde MAP möglich. Schon jetzt arbeitet die europäische Raumfahrtagentur ESA an einem MAP-Nachfolger: Der Satellit Planck soll 2007 ins All fliegen und in Teilen bis zu zehn Mal genauer sein als MAP.

Till Mundzeck und Herbert Winkler

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