Auch unter Eseln, Schafen und anderen Huftieren gibt es echte Freundschaften. Die Marburger Biologin Anja Wasilewski hat kumpelhafte Beziehungen zwischen nicht-verwandten Mitgliedern einer Herde nachgewiesen. Freundschaften würden das Wohlbefinden und damit auch die Gesundheit der Tiere steigern, sagte die 34-Jährige Zoologin am Mittwoch. Sie bestätigte damit entsprechende Berichte in der Wochenzeitung "Die Zeit" und dem Magazin "Geo". Indikatoren für Freundschaft seien räumliche Nähe, soziale Fellpflege, Körperkontakt und Futterteilen.
Freiwillig und nicht sexuell motiviert
"Haltungsbedingungen, die physische Bedürfnisse wie Futter und Wasser und soziale Bedürfnisse berücksichtigen, zahlen sich für Tiere und Tierhalter aus", sagte Wasilewski. Eine Freundschaft definiert die Zoologin als freiwillige Beziehung, die nicht sexuell motiviert ist und auch nicht auf Verwandtschaft beruht. Sie sei durch Sympathie gekennzeichnet und äußere sich in einer beständigen Bevorzugung eines anderen Tieres.
In Forscherin zeigte in ihrer Doktorarbeit, dass Esel Zweierbeziehungen vorziehen, Pferde dagegen zu größeren Cliquen neigen. "Die Daumenregel von Pferdehaltern aber, dass sich gleichfarbige Pferde besonders gut verstehen, hat sich nicht bewahrheitet", berichtete Wasilewski. Besonders häufig schlossen gleichaltrige Tiere Freundschaften, zudem favorisierten Huftiere ihnen ähnliche Artgenossen.
Schafböcke bleiben trotz Reibereien Freunde
Bei einem Konflikt zwischen zwei Schafböcken etwa blieb ein unbeteiligtes Tier trotz Verletzungsgefahr bei seinem Freund. Nach Beendigung des Kampfes half es durch Wangenkontakt und Kopfreiben die Anspannung seines Gefährten abzubauen. Warum sich die Schafböcke altruistisch (uneigennützig) verhalten, ist Wasilewski zufolge bisher ein Rätsel. Bislang wurden Freundschaften wissenschaftlich nur unter Menschen und Affen anerkannt.
Die Forscherin hatte für ihre Doktorarbeit mehr als 1500 Stunden lang zehn Pferde-, Esel-, Rinder- und Schafherden auf einer Farm im Südosten Englands beobachtet. Sie untersuchte danach das Verhalten weiterer Tiere und ist noch bis Frühjahr 2005 als wissenschaftliche Angestellte an der Universität Marburg beschäftigt.
DPA