Wie Menschen Messer und Gabel, so nehmen auch manche Tiere "Besteck" zur Nahrungsaufnahme zu Hilfe. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Oxford hat jetzt den Werkzeuggebrauch bei wild lebenden Neukaledonien-Krähen (Corvus moneduloides) genauer untersucht. Viele dieser Vögel nutzen Stöckchen, um nach Käferlarven zu stochern, die in verfaulenden Baumstämmen versteckt sind. Das berichten die Biologen der US-Fachzeitschrift "Science".
Die cleveren Tiere, die auch als Geradschnabelkrähen bekannt sind, kommen nur auf Neukaledonien im Südpazifik vor. "Die Vögel sind extrem schwer zu beobachten", sagt der deutsche Wissenschaftler Christian Rutz, der die Studie leitete. Bisher wurde der Werkzeuggebrauch daher meist an Krähen in Gefangenschaft untersucht. Durch diese Versuche ist bekannt, dass die Fähigkeit den Vögeln angeboren ist - junge Krähen nutzen auch Stöcke, wenn sie diese nie bei einem Artgenossen im Einsatz gesehen haben. Es zeigt sich allerdings auch, dass eine gehörige Portion Übung nötig ist, um damit effizient Larven zu angeln.
Die Technik dahinter ist folgende: Die Krähe sticht mit dem Stöckchen immer wieder nach Larven, die sie mit dem Schnabel nicht einfach erreichen würde. Gewonnen hat sie, sobald sich die Larve in den vermeintlichen Angreifer verbeißt. Dann zieht die Krähe den Snack einfach aus seinem Versteck und verspeist ihn.
Die Forscher konnten jetzt feststellen, dass selbst geübte Krähen viel Zeit aufwenden müssen, um eine Larve mittels Stock zu angeln. Sie konnten allerdings auch ermitteln, dass sich der aufwendige Prozess lohnt. Denn rund drei Larven am Tag würden schon reichen, um dem täglichen Energiebedarf einer Krähe zu decken. Um zu untersuchen, was die Vögel gefressen hatten, analysierten die Forscher Federn der Vögel. In diesen suchten sie nach bestimmten Varianten chemischer Elemente, die in den Larven vorkommen. So konnten sie folgern, welchen Anteil der Nahrung die Larven ausmachten.
Der gezielte Gebrauch von Werkzeugen ist nur bei wenigen Tierarten, vor allem bei Menschenaffen wie Schimpansen und Orang-Utans aber auch bei Fischottern bekannt. In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler nachweisen, dass Krähen, die Werkzeuge gebrauchen, sich innerhalb einer Population besser durchsetzen können und damit überlebensfähiger sind. "Diesen Schritt haben wir bisher noch nicht geschafft", sagt Rutz.