Es muss ein grausames Ende für die sechs Rentiere gewesen sein. Wie auch immer sie sich mit ihren Geweihen in dem Geisternetz verfangen hatten: Es gab kein Entrinnen. Raubtiere wie Eisbären oder Polarfüchse hatten leichtes Spiel.
Ob unabsichtlich über Bord gegangen oder bewusst versenkt: Herrenlose Fischernetze sind für viele Tiere eine tödliche Gefahr – nicht nur für Meeressäuger und Schildkröten, die nicht mehr zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen, sondern offenbar sogar für Tiere an Land.

Diese Geschichte ist Teil einer Schwerpunktwoche, in der sich RTL Deutschland, wie schon in den vergangenen Jahren, intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit befasst – diesmal mit dem Fokus auf Unterwasserwelt und Artenvielfalt. Vom 16. bis zum 20. September finden Sie auch in anderen Medien von RTL Deutschland entsprechende Angebote. Transparenzhinweis: Der stern ist Teil von RTL Deutschland.
Einer der Landeplätze für Meeresmüll ist die zum norwegischen Archipel Spitzbergen gehörende Insel Prinz-Karls-Vorland (norwegisch: Prins Karls Forlandet). Dort fand 2024 zum zweiten Mal das Strandreinigungsprojekt "Forlandet" statt. Freiwillige sammelten zwei Wochen lang Abfälle ein, die Meeresströmungen rund um das Eiland abgeladen hatten. Darunter waren so exotische Funde wie ein beschädigtes Abhörgerät des russischen Militärs, wahrscheinlich aus dem Kalten Krieg, und eine nicht explodierte Bombe.
Die überwiegende Mehrheit der Abfälle stammte jedoch aus der Fischerei: bunte Bojen, große schwarze Behälter, dicke Taue – und Netze. Nach Kunststoffarten sortiert brachten die Umweltschützer den Müll per Schlauchboot an Bord eines begleitenden Eisbrechers. Dort analysierten Experten, woher die Relikte stammten.
Auch wenn es schon zwei Jahre zuvor eine solche Aufräumaktion gegeben hatte, war der Reinigungsbedarf groß. Jeden Tag sammelten die Freiwilligen säckeweise Müll ein. Allein an einem Tag waren es auf einem zwei Kilometer langen Strandabschnitt 1,5 Tonnen. Und die Strömung liefert ständig neue Abfälle nach. Die Teilnehmer einer künftigen Sammelaktion hätten sicher auch wieder genug zu tun.