Archäologen haben eine hochspannende Entdeckung in der israelischen Wüste gemacht: Fast 60 Jahre, nachdem in den Höhlen von Qumran die Schriftrollen vom Toten Meer entdeckt worden sind, hat man dort zwei Dutzend weitere Fragmente gefunden. Die Forscher haben die an steilen Hängen gelegenen Höhlen noch einmal aufgesucht, um Schatzräubern, die Funde für hohe Summen an Sammler verkaufen, zuvorzukommen.
"Seit Jahren wird unser wichtigstes kulturelles und historisches Erbe in der Wüste von Judäa unsachgemäß ausgegraben und geplündert, aus purer Gier", zitiert der britische "Guardian" den Leiter der israelischen Altertümerbehörde, Israel Hasson. Dabei sind die Höhlen nicht gerade leicht zugänglich: Damit die Archäologen jetzt zu den Fundstätten vordringen konnten, brauchten sie Kletterausrüstung, Seile und Drohnen. Doch der Aufwand lohnte sich. Sie fanden bisher unentdeckte Fragmente weiterer Schriftrollen, die jetzt mit der Radiokarbonmethode auf ein Alter von rund 1900 Jahren datiert wurden.
Texte von biblischen Propheten
Unter den Funden waren Schriften aus dem Alten Testament, und zwar aus den Büchern der zwölf "kleinen" Propheten. Bisher wurden Texte aus den Büchern Nahum und Sacharja gemeldet, die etwa im zweiten Jahrhundert n. Chr. auf- bzw. von älteren Vorlagen abgeschrieben worden sind. Die Forscher halten es für möglich, dass Gläubige die Schriftrollen während der sogenannten Bar-Kochba-Revolte, einem bewaffneten Aufstand gegen die römische Besatzung unter Kaiser Hadrian, um das Jahr 136 herum in Qumran versteckt worden sind.
Interessant ist, dass die Texte allesamt auf Griechisch verfasst sind, während der Großteil der vor 60 Jahren hier gefundenen Schriften auf Hebräisch oder Aramäisch geschrieben waren. Sie gehören allerdings auch zu den "jüngsten" Funden aus Qumran – viele zuvor entdeckte Schriftrollen sind gut 300 Jahre älter. Und ganz in der Nähe lag zur Zeit der Entstehung dieser neuentdeckten Schriften eine von der griechischen Kultur geprägte, jüdische Siedlung. Doch obwohl die Texte auf Griechisch verfasst sind, ist das Wort "Gott", bzw. die Synonyme dafür, stets auf Hebräisch geschrieben.
Quellen: "The Guardian", "Deutsche Welle"