Verbraucherschutz Warnung vor Bakterien im Lachs

Verbraucherschützer warnen vor einer Gesundheitsgefahr: Beim Verzehr von Räucher- und Gravedlachs aus der Kühltheke fanden sie hohe Bakterienkonzentrationen. Schmerzhafte Folge nach dem Verzehr: Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall.

Räucherlachs ist gerade in der Weihnachts- und Silvesterzeit beliebt. Die Warnung der Verbraucherschützer könnte vielen aber den Appetit verderben: Bei einer Untersuchung von 40 verschiedenen Räucher- und Gravedlachssorten in Hannover, Düsseldorf und München fanden sich bei fast zwei Drittel der Proben erhöhte oder stark erhöhte Keimzahlen. Bei 30 Prozent habe die Konzentration der sogenannten Enterobakterien über dem Warnwert gelegen. Eine mögliche Folge können Erkrankungen wie Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall sein.

In fast jeder fünften Lachsprobe (17,5 Prozent) konnten Forscher des Lebensmittelwissenschaftlichen Instituts der Universität Hannover gefährliche Listerien nachweisen. Die Bakterien können sich trotz Lagerung im Kühlschrank und bei längerem Anrichten auf dem Esstisch erheblich vermehren. Widerstandsfähigen Menschen droht eine grippeähnliche Erkrankung, bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem besteht das Risiko einer Hirnhautentzündung. Bei Schwangeren könne es zu einer Fehlgeburt kommen. Grundsätzlich empfehlen Ernährungsexperten Frauen in der Schwangerschaft, auf rohen Fisch ebenso wie rohes Fleisch oder Rohmilch zu verzichten, um einer Infektion mit Listerien vorzubeugen.

Die Fischindustrie verwies darauf, dass keine Grenzwerte überschritten worden seien. Der Bundesverband der Fischindustrie betonte, dass in dem Test kein Produkt gefunden worden sei, das eine Gefahr für die Kunden darstelle. Alle Proben seien verkehrsfähig. "Man muss die Kirche im Dorf lassen", sagte Matthias Keller vom Bundesverband. Er kritisierte zugleich die Methoden des Tests und warnte davor, bei den Verbrauchern ohne Not Panik zu schüren und falsche Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen.

Bei dem Test lagen nach Angaben der Verantwortlichen 60 Prozent der Proben von Räucher- oder mariniertem Lachs über dem Richtwert von einer Million Keimen pro Gramm Lachs. Das allein sei noch kein Grund für eine ernste Gesundheitsgefahr, weise jedoch auf mangelnde Hygiene im Produktionsprozess hin. Wenn aber der Warnwert von 100.000 Enterobakterien pro Gramm überschritten werde wie bei 30 Prozent, könnten gesundheitliche Probleme nicht ausgeschlossen werden. Wie das Bremer Fischkompetenzzentrum Nord berichtete, wurden in 19 von 91 im Jahr 2007 untersuchten Proben Listerien gefunden. Das rheinland-pfälzische Landesuntersuchungsamt berichtete von acht Listerienfunden in 27 Proben. In keinem Fall sollen jedoch die europaweit geltenden Grenzwerte überschritten worden sein.

Die Verbraucherzentralen kritisierten einen laschen Umgang der Industrie mit einem derart empfindlichen Lebensmittel und forderten eine bessere Umsetzung der Hygienevorschriften auf allen Verarbeitungs- und Handelsstufen. Um das Risiko möglichst gering zu halten, empfehlen die Verbraucherzentralen, Lachs drei, besser vier Tage vor Ablauf des Verbrauchsdatums zu essen und Produkte von zweifelhaftem Geruch und Aussehen sowie von eigenartiger Konsistenz zu reklamieren oder sogar die Lebensmittelüberwachung zu informieren.

AP/DPA

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