US-Präsident Barack Obama hat bei einem Treffen mit seinen Militärberatern alle bislang vorgelegten Pläne für eine künftige Strategie in Afghanistan abgelehnt. Stattdessen habe er eine Klärung der verfügbaren Optionen verlangt, sagte am Mittwoch ein hoher Regierungsbeamter. Dabei gehe es vor allem um die Frage, wie und wann die US-Truppen der afghanischen Regierung die Verantwortung für die Sicherheit übergeben könnten.
Zu den Optionen, die im sogenannten Kriegsrat der US-Regierung erörtert wurden, gehört die Entsendung von 30.000 zusätzlichen Soldaten nach Afghanistan. Drei weitere Pläne sehen andere Zahlen vor, von einer relativ geringen Truppenverstärkung bis hin zur Entsendung von 40.000 Soldaten, wie es vom US-Kommandeur in Afghanistan, General Stanley McChrystal, befürwortet wird.
Obama wolle vor allem deutlich machen, dass der Einsatz in Afghanistan nicht endlos sein könne, verlautete aus Regierungskreisen. Zurzeit befinden sich 68.000 US-Soldaten in Afghanistan, so viel wie nie seit Beginn des Krieges im Herbst 2001.
Auch der US-Botschafter in Kabul, Karl Eikenberry, äußerte Vorbehalte gegen eine weitere Truppenverstärkung, wie aus Washingtoner Regierungskreisen verlautete. Der Diplomat erklärte, er habe Bedenken gegen eine weitere Aufstockung der Militärpräsenz, solange es noch so viele Fragen zur Regierung von Präsident Hamid Karsai gebe.
Es wird erwartet, dass Obama seine Entscheidung zur künftigen Afghanistan-Strategie bald nach seiner Asienreise treffen wird. Der US-Präsident bricht am (heutigen) Donnerstag zu der neuntägigen Reise auf, die ihn nach Japan, China, zum APEC-Gipfel in Singapur und nach Südkorea führen wird.
Zum Tag der Veteranen besuchte Obama am Mittwoch den Nationalfriedhof Arlington. Nach der traditionellen Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten besuchte der US-Präsident außerplanmäßig auch die Gräber von Soldaten, die im Irak und in Afghanistan getötet wurden.