Anschlag auf Boston Marathon Verdächtige sollen Spuren der Bombenleger verwischt haben

Drei Bekannte von Dschochar Zarnajew sitzen in Untersuchungshaft: Offenbar standen sie mit dem mutmaßlichen Boston-Attentäter in SMS-Kontakt und haben einen Rucksack mit Sprengstoffresten beseitigt.

Ein scheinbarer Freundschaftsdienst könnte für drei Bekannte des überlebenden mutmaßlichen Attentäters von Boston ein drastisches Nachspiel haben: Zwei Studenten aus Kasachstan und ein US-Bürger sitzen wegen des Verdachts der Behinderung der Justiz sowie der vorsätzlichen Falschaussage in Untersuchungshaft. Die Verdächtigen, die von dem Anschlag vor gut zwei Wochen im Vorfeld aber nichts gewusst haben sollen, erschienen am Mittwoch (Ortszeit) erstmals vor Gericht.

Die beiden 19-jährigen Kasachen studierten mit dem mutmaßlichen Bombenleger Dschochar Zarnajew, der gleichaltrige US-Verdächtige war ein Schulfreund. Laut US-Justizministerium wollten die drei jungen Männer Zarnajew decken, als sie ihn auf den drei Tage nach den Anschlägen veröffentlichten Fahndungsfotos erkannt hatten. Sie sollen einen Laptop und einen Rucksack mit entleerten Feuerwerkskörpern aus Zarnajews Wohnheimzimmer mitgenommen und entsorgt haben. Die Ermittler fanden die Beweismittel später auf einer Mülldeponie.

"Schreib' mir lieber keine SMS"

Die Verdächtigen sollen mit Zarnajew per SMS in Kontakt gestanden haben. Aus am Mittwoch veröffentlichten Gerichtsdokumenten ging hervor, dass einer der Kasachen dem mutmaßlichen Attentäter geschrieben haben soll, er sehe aus "wie der Verdächtige im Fernsehen". Daraufhin habe Zarnajew mit der Abkürzung "LOL" ("Loughing Out Loud" für "laut loslachen") geantwortet und geschrieben: "Schreib' mir lieber keine SMS". Eine weitere Kurzbotschaft lautete: "Ich bin dabei, wegzugehen. Wenn Du etwas aus meinem Zimmer brauchst, nimm es."

Der Vorwurf gegen die beiden Kasachen lautet Verschwörung zur Behinderung der Justiz, ihnen drohen bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft. Der US-Bürger wird beschuldigt, die Ermittler angelogen zu haben. Dafür könnte er bis zu acht Jahre ins Gefängnis kommen. Über eine mögliche Anklage vor einem Bundesgericht muss eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern befinden.

Den Angaben zufolge werden die Kasachen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Einwanderungsbestimmungen bereits seit dem 20. April festgehalten. Der US-Bürger sei später festgenommen worden. Nach dem ersten Gerichtstermin müssen die Kasachen Medienberichten zufolge bis zur nächsten Anhörung am 14. Mai in Untersuchungshaft bleiben. Der US-Bürger werde zunächst bis zu einer Anhörung am kommenden Montag hinter Gittern bleiben.

Anwalt dementiert Vorwürfe

Die Anwälte der drei Festgenommenen wiesen die Vertuschungsvorwürfe zurück. Der Verteidiger eines der Kasachen teilte mit, sein Mandant habe nicht gewusst, "dass diese Gegenstände mit einem Bombenanschlag in Verbindung stehen".

Bei der Attacke auf den Bostoner Marathon waren am 15. April drei Menschen getötet und mehr als 260 verletzt worden. Als mutmaßliche Täter identifizierten die Ermittler Dschochar Zarnajew und seinen älteren Bruder Tamerlan. Das aus einer tschetschenischen Familie stammende Brüderpaar lebte seit Jahren legal in den USA. Tamerlan wurde auf der Flucht getötet, Dschochar schwer verletzt gefasst. Ihm droht bei einem Prozess vor einem Bundesgericht die Todesstrafe.

Die US-Sicherheitsbehörden hatten mitgeteilt, dass es sich bei den Brüdern offenbar um selbstradikalisierte Einzeltäter handelt. Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen wie al Kaida seien wenig wahrscheinlich. Die US-Bundespolizei FBI untersuchte in den vergangenen Tagen allerdings, ob das Brüderpaar womöglich Komplizen oder Mitwisser hatte.

AFP
sas/AFP